Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Juni 2001
Verlangsamung des
Wachstums dämpft Arbeitsmarkt - Teil 1 von 9
Nürnberg (ots)
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Auch im Juni hat die Arbeitslosigkeit nur saisonbedingt abgenommen. Von jahreszeitlichen Einflüssen bereinigt, ist sie weiter gestiegen. Die Arbeitsämter zählten Ende des Monats 3.694.400 Arbeitslose, 26.400 weniger als vor einem Monat und 30.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 8,9 Prozent, die EU-standardisierte saisonbereinigte Erwerbslosenquote bei 7,8 Prozent. "Die Verlangsamung des Wachstums macht sich weiterhin deutlich am Arbeitsmarkt bemerkbar", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, am Donnerstag in Nürnberg.
In den alten Ländern registrierten die Arbeitsämter 2.380.200 Arbeitslose (Vormonat: - 5.000; Vorjahr: - 46.300). Die Arbeitslosenquote betrug 7,1 Prozent. In den neuen Ländern wurden 1.314.200 Arbeitslose gezählt (Vormonat: - 21.500; Vorjahr: + 16.300). Die Arbeitslosenquote bezifferte sich auf 16,8 Prozent. Nach den Worten Jagodas wirkte sich die globale konjunkturelle Eintrübung wegen der stärkeren Exportabhängigkeit der westdeutschen Wirtschaft in den alten Ländern besonders aus.
Die Erwerbstätigkeit kam auch im April nicht voran. Saisonbereinigt ergab sich praktisch keine Veränderung. Nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes belief sich die Zahl der Erwerbstätigen im April auf 38,52 Millionen. Dies waren 235.000 mehr als vor einem Jahr. Im März hatte der Vorjahresabstand noch 294.000 und im Februar 366.000 betragen.
Die gemeldete Kräftenachfrage war konjunkturbedingt weiter verhalten. Betriebe und Verwaltungen meldeten im Juni 324.300 Stellen zur Besetzung, 10.300 weniger als vor Jahresfrist. Die Arbeitsämter bahnten 341.600 neue Arbeitsverhältnisse an, 19.100 mehr als im Juni letzten Jahres. 47.400 neue Beschäftigungsverhältnisse kamen über die Stellen- und Bewerberbörsen im Internet, SIS und AIS, zustande. Im ersten Halbjahr zählten die Arbeitsämter 1.988.800 Arbeitsvermittlungen, 47.700 mehr als von Januar bis Juni 2000.
Die Zahl der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung lag leicht unter der des Vorjahres. Ende Juni machten sich 354.000 Arbeitnehmer mit finanzieller Unterstützung der Arbeitsämter beruflich fit (- 1.900). Mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hatten 170.500 zuvor Arbeitslose eine Beschäftigung (- 36.400), in Strukturanpassungsmaßnahmen waren 74.600 Arbeitnehmer (- 32.200), in Kurzarbeit 108.600 (+ 27.200).
Die positive Tendenz am Ausbildungsstellenmarkt hat sich weiter abgeschwächt. Zudem beschränkt sich die Besserung auf die alten Länder. Ende Juni waren bei den Arbeitsämtern 153.400 unbesetzte Berufsausbildungsstellen registriert, 10.700 mehr als vor Jahresfrist. 259.400 Bewerber suchten noch eine Stelle, 6.700 weniger. Jagoda appellierte erneut an Betriebe und Verwaltungen, vor allem in den neuen Ländern, weitere Ausbildungsstellen einzurichten und über die Arbeitsämter anzubieten. Der sich abzeichnende rechnerische Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage dürfe nicht den Blick dafür verstellen, dass es in einzelnen Regionen und Berufen große Ungleichgewichte gebe.
I. Deutschland
Verlangsamung des Wachstums dämpft Arbeitsmarkt
Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums macht sich weiterhin deutlich am Arbeitsmarkt bemerkbar. Von jahreszeitlichen Einflüssen abgesehen hat sich die Beschäftigung inzwischen im vierten Monat in Folge nicht mehr erhöht und die Arbeitslosigkeit ist seit Jahresbeginn kontinuierlich gestiegen, zuletzt spürbar. Ausschlaggebend dafür ist die weltweite konjunkturelle Abkühlung, auch in den Hauptabnehmerländern Deutschlands; aber auch eine schwächere Entwicklung der Verbrauchsnachfrage und der Bauinvestitionen waren von Einfluss. Veränderungen in der Größe des Kräfteangebots oder im Einsatz der Arbeitsmarktpolitik haben im Juni, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle gespielt.
Infolge der stärkeren Exportabhängigkeit der westdeutschen Wirtschaft wirkt sich die globale konjunkturelle Eintrübung besonders am Arbeitsmarkt in den alten Ländern aus. So ist hier die Zunahme der Erwerbstätigkeit des letzten Jahres zum Erliegen gekommen und der Rückgang der Arbeitslosigkeit einem Anstieg gewichen. In den neuen Ländern macht sich die Konjunktur, auch wegen der nach wie vor geringeren Exportorientierung, weniger bemerkbar. Vielmehr ist dort das Wachstum der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe nach wie vor wesentlich kräftiger als im Westen. Allerdings werden die positiven Tendenzen weitgehend kompensiert vor allem von großenteils strukturell bedingten Schrumpfungen der Bauwirtschaft und von Teilen des öffentlichen Sektors. Somit kommt der Arbeitsmarkt, wie schon im vergangenen Jahr, weiter nicht voran.
Teil 2 folgt
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