Stadtwerke-Kooperation kritisiert Sprunghaftigkeit der Energiepolitik
Kommunale Kraftwerksprojekte gehen 2013 ans Netz
Aachen/Essen (ots)
"Bei der Gestaltung der Energiewende beweisen Stadtwerke unternehmerischen Mut", betont Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung des Stadtwerke-Netzwerks Trianel, im Rahmen der E-world 2013. Rund 1.000 Megawatt Leistung aus erneuerbaren und konventionellen Kraftwerksprojekten wird das Stadtwerke-Netzwerk 2013 ans Netz bringen. Sowohl das Trianel Kohlekraftwerk in Lünen, als auch der Trianel Windpark Borkum in der Nordsee sowie der Onshore-Windpark in Eisleben werden 2013 den Betrieb aufnehmen.
Im aktuellen Energiemarkt ist jedoch das unternehmerische Wagnis der Stadtwerke und kommunalen Energieversorger kaum noch refinanzierbar. "Die Erosion der Strompreise durch den ungezügelten Ausbau der Erneuerbaren macht jegliche Investition in die Energiewende zu einem ökonomischen Blindflug", erläutert Becker.
Mit dem Trianel Kohlekraftwerk Lünen wird, so die aktuelle Planung, im 3. Quartal 2013 das effizienteste Kohlekraftwerk Deutschlands mit einem Wirkungsgrad von knapp 46 Prozent ans Netz gehen. "Das Kraftwerk wird schon im ersten Betriebsjahr mit 7.000 Volllast-Betriebsstunden ein wichtiger Baustein der Versorgungssicherheit sein und dennoch Verluste einfahren", erklärt Becker die Auswirkungen der aktuellen Marktsituation. Bereits zu Weihnachten 2012 hat das Kraftwerk nach 4-jähriger Bauzeit den Probebetrieb aufgenommen und erstmals Strom eingespeist. An dem Kraftwerk sind neben Trianel 29 Stadtwerke und regionale Energieversorger beteiligt.
Für Ende des Jahres ist die kommerzielle Inbetriebnahme des Trianel Windpark Borkum mit 40 Anlagen und einer Leistung von 200 Megawatt geplant. Bereits seit September 2011 laufen die Bauarbeiten für den ersten kommunalen Offshore-Windpark in der Nordsee, 45 km vor der Küste Borkums.
Ursprünglich war der Fertigstellungstermin für Ende 2012 angedacht. Aufgrund der Verzögerungen beim Netzanschluss durch den zuständigen Netzbetreiber TenneT musste jedoch der Errichtungszeitplan mehrfach verschoben werden. Für die Stadtwerke und Trianel ist dabei ein finanzieller Mehraufwand im hohen zweistelligen Millionenbereich entstanden. Die Trianel Windkraftwerk Borkum GmbH hat aufgrund der Verzögerung gegen TenneT Klage eingereicht. Gesellschafter des Offshore- Projekts sind 33 Stadtwerke und Trianel.
Diese Investition wird durch Aktivitäten im Onshore-Bereich ergänzt. Bis 2016 will Trianel gemeinsam mit Stadtwerken ein Onshore-Portfolio von rund 150 Megawatt aufbauen. Der Pilot-Windpark mit einer Leistung von 27 Megawatt entsteht in Sachsen-Anhalt auf dem Gebiet der Lutherstadt Eisleben. Voraussichtlich im 3. Quartal 2013 wird der Windpark seinen kommerziellen Betrieb aufnehmen.
Seit 2005 hat das Aachener Stadtwerke-Netzwerk rund drei Milliarden Euro in Erzeugungsanlagen investiert. Projekte im Bereich Offshore- und Onshore-Windparks, Wasserspeicherkraftwerken sowie effiziente konventionelle Kraftwerke mit einer Investitionssumme von weiteren drei Milliarden Euro sind in Planung. "Wir werden die Investitionen aber nur vornehmen können, wenn die Bundesregierung stabile Rahmenbedingungen gewährleistet", fordert Becker. Die fortwährenden Sprünge der Energiepolitik irritierten Investoren in allen Bereichen.
Trotzdem, so Becker, sei es für Stadtwerke sinnvoll, sich durch die Beteiligung an Projektentwicklungen Optionen zu schaffen: "Nur wer jetzt den Grundstein legt, kann Investitionsentscheidungen treffen, sobald regulatorische Klarheit herrscht."
In der Nordsee sollen nach dem erfolgreichen Abschluss des 1. Bauabschnitts 40 weitere Offshore-Windenergieanlagen aufgebaut werden. In Krefeld plant Trianel aktuell ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit einer Leistung von bis zu 1.200 Megawatt. Der immissionsschutzrechtliche Vorbescheid wird voraussichtlich noch im Frühjahr von der Bezirksregierung Düsseldorf erteilt.
Ferner projektiert Trianel Wasserspeicherkraftwerke an drei Standorten in Nordrhein-Westfalen und Thüringen mit einer Gesamtleistung von 2.000 Megawatt. Voraussichtlich im 3. Quartal 2013 wird eine Entscheidung getroffen, welcher Standort vorrangig entwickelt wird. 45 Stadtwerke aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz sind aktuell an den geplanten Projekten am Rursee in der Eifel, in Ostwestfalen und im Thüringer Wald beteiligt.
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