Studie: Banken in USA und Asien rentabler, effizienter und digitaler als in Europa
Frankfurt am Main (ots)
Wie gut steht der europäische Bankensektor im Vergleich zum US-amerikanischen oder asiatischen Markt da? BearingPoint und das Handelsblatt Research Institute haben dazu eine neue Studie veröffentlicht.
BearingPoint und das Handelsblatt Research Institut haben die Kennzahlen der 25 größten Banken in Europa, USA und Asien miteinander verglichen und eine Modellierung durchgeführt, die diese in Relation setzt. Die Studie zeigt, welche Faktoren zu Unterschieden bei Rentabilität und Effizienz führen und was das für europäische Banken im Wettbewerb bedeutet.
Die größten Banken in Europa weisen eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) von 4,6 Prozent auf. Bei Banken in Asien und den USA liegt sie mit jeweils 9,8 Prozent fast doppelt so hoch. Sie verdienen auch im Zinsgeschäft deutlich mehr als ihre europäischen Pendants. Mit einer Cost-Income-Ratio (CIR) von 53 Prozent sind die asiatischen Banken im Vergleich besonders effizient. Während sie gerade mal etwas mehr als 50 Cent an Kosten haben, um einen Euro zu verdienen, sind es in Europa und USA mehr als 65 Cent.
Hohe Personalkosten in Europa drücken die Rentabilität - Banken in Asien klar im Vorteil
Europäische Banken wenden im Durchschnitt 55 Prozent und US-amerikanische Banken 50 Prozent ihrer Kosten für Personal auf - Asiens Banken mit nur 36 Prozent deutlich weniger. Würden in Asien dagegen gleichhohe Personalkosten wie in Europa anfallen, wäre die durchschnittliche CIR dort um rund 17 Prozentpunkte höher und der ROE um etwa fünf Prozentpunkte niedriger.
Europa verlangt hohe Eigenkapitalunterlegung - Regulierung in Asien und USA weniger streng
Banken in Europa müssen im Vergleich zu den USA und Asien mehr Eigenkapital vorhalten, um unerwartete Verluste zu decken. Müssten Banken in Europa ähnlich wenig Eigenkapital vorhalten wie die asiatischen Institute, wäre ihre durchschnittliche CIR um rund sechs Prozentpunkte geringer und der ROE um etwa drei Prozentpunkte größer. Dafür tragen die Märkte in den USA und Asien ein deutlich höheres Risiko als in Europa.
Geschäftsmodelle der Banken unterscheiden sich stark - Provisionsgeschäft in USA sehr wichtig
In den USA spielt das Provisionsgeschäft eine wesentlich größere Rolle als in Europa und in Asien. Dadurch kommen sie im Vergleich zu ihren europäischen und asiatischen Pendants zu einer durchschnittlich etwa sieben Prozentpunkte niedrigeren CIR und einem rund drei Prozentpunkte höheren ROE.
Frank Hofele, Partner bei BearingPoint: "Das Delta in der Profitabilität findet seinen Ursprung in hauptsächlich drei Faktoren - Personalkosten, Regulierung und Geschäftsmodell. Wenn die europäischen Banken nicht handeln, werden sie immer weiter von ihren asiatischen und amerikanischen Pendants abgehängt werden. Dabei gibt es genug Potenzial für die europäischen Banken, ihre Rentabilität und Effizienz zu steigern. Zum Beispiel durch zielgerichtete Investitionen in moderne IT-Architekturen, Komplexitätsreduktionen im Geschäftsmodell oder auch durch Fusionen und Übernahmen."
Dr. Sven Jung, Head of Economic Intelligence beim Handelsblatt Research Institute: "Eine Konsolidierung im europäischen Bankenmarkt ist eine weitere Möglichkeit, Rentabilität und Effizienz zu steigern. Dafür gibt es auch viel Potenzial, da er im Vergleich zu Asien hinsichtlich Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl 'overbanked' ist. Schaut man in die USA ist der Bankenmarkt sogar noch mehr 'overbanked' als der europäische. Insofern weisen die US-amerikanischen Banken ebenfalls ein hohes Konsolidierungspotenzial auf. Falls sie schneller oder umfangreicher reagieren, können die europäischen Banken bei Rentabilität und Effizienz noch weiter abgehängt werden."
Chancen für europäische Banken bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Laut der Studie können die Personalkosten, Regulierung und Geschäftsmodell die Unterschiede bei Cost-Income-Ratio und Return on Equity jedoch nicht vollständig erklären. Ein weiterer Grund ist laut Studienautoren eine stärkere Digitalisierung der Banken in den USA und Asien. Die Transformation ist dort bereits weiter vorangeschritten als Europa und infolgedessen sind die Banken effizienter und können mit neuen digitalen Produkten und Geschäftsmodellen einen höheren Return on Equity erzielen.
Thomas Steiner, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint: "Hinsichtlich Digitalisierung haben die europäischen Banken immer noch ein riesiges Aufholpotenzial. Viele IT-Infrastrukturen sind veraltet und durch die vermehrte Nutzung neuer Technologien können interne Prozesse optimiert und die Kundeninteraktion deutlich verbessert werden. Zudem eröffnen sich damit Möglichkeiten für neue Services und Geschäftsmodelle, wie Fintechs anschaulich zeigen. In die Zukunft gedacht, ist aus unserer Sicht zudem das Thema Nachhaltigkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren gewinnt bei Investoren immer mehr an Bedeutung. Eine stärkere Ausrichtung auf Nachhaltigkeit kann für die europäischen Banken zum Wettbewerbsvorteil werden. Nicht zuletzt auch als Partner für die Europäische Kommission, die im Rahmen des Green Deals Milliarden in Klimaschutz und Nachhaltigkeit investieren möchte."
Die gesamte Studie finden Sie unter: https://www.bearingpoint.com/de-de/unser-erfolg/insights/vergleich-der-bankenmaerkte/
Die Infografik anbei ist für redaktionelle Zwecke frei verwendbar. Wir bitten um Quellennachweis: BearingPoint
Über das Handelsblatt Research Institute (HRI)
Das Handelsblatt Research Institute (HRI) ist ein unabhängiges Forschungsinstitut unter dem Dach der Handelsblatt Media Group. Es schreibt im Auftrag von Kund*innen, wie Unternehmen, Finanzinvestoren, Verbänden, Stiftungen und staatlichen Stellen wissenschaftliche Studien. Dabei verbindet es die wissenschaftliche Kompetenz des 30-köpfigen Teams aus Ökonomen, Sozial- und Naturwissenschaftlern sowie Historikern mit journalistischer Kompetenz in der Aufbereitung der Ergebnisse. Es arbeitet mit einem Netzwerk von Partnern und Spezialisten zusammen. Daneben bietet das Handelsblatt Research Institute Desk-Research, Wettbewerbsanalysen und Marktforschung an.
Über BearingPoint
BearingPoint ist eine unabhängige Management- und Technologieberatung mit europäischen Wurzeln und globaler Reichweite. Das Unternehmen agiert in drei Geschäftsbereichen: Der erste Bereich umfasst das klassische Beratungsgeschäft, dessen Dienstleistungsportfolio People & Strategy, Customer & Growth, Finance & Risk, Operations sowie Technology umfasst. Im Bereich Business Services bietet BearingPoint Kunden IP-basierte Managed Services über SaaS hinaus. Im dritten Bereich entwickelt BearingPoint gemeinsam mit Kunden und Partnern neue, innovative Geschäftsmodelle.
Zu BearingPoints Kunden gehören viele der weltweit führenden Unternehmen und Organisationen. Das globale Netzwerk von BearingPoint mit mehr als 10.000 Mitarbeitern unterstützt Kunden in über 70 Ländern und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für einen messbaren und langfristigen Geschäftserfolg.
Weitere Informationen:
Homepage: www.bearingpoint.com
LinkedIn: www.linkedin.com/company/bearingpoint
Twitter: @BearingPoint_de
Pressekontakt
Alexander Bock
Global Manager Communications
Telefon: +49 89 540338029
E-Mail: alexander.bock@bearingpoint.com
Original-Content von: BearingPoint GmbH, übermittelt durch news aktuell