Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Behinderte und Nichtbehinderte gehen Geheimnissen der Natur am Rothsee gemeinsam auf den Grund
Osnabrück/Heuberg (ots)
Gemeinsam Leben und Lernen und dabei Verschiedenheit tolerieren und akzeptieren - was viele Kindergärten und Schulen bereits vorleben, soll am Rothsee in Franken nun auch im Freizeitangebot einer Umweltbildungseinrichtung umgesetzt werden: integrative Bildung. Ob in Naturforscherkisten wühlen, Wasserproben untersuchen oder kleine Klärwerke bauen - Menschen mit und ohne Behinderung können hier Natur- und Umweltschutz hautnah erleben. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) entwickelt mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine Umweltstation, die auf die Bedürfnisse der verschiedenen Besucher abgestimmt sein soll. "Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen sollen gezielt dabei eingebunden werden, sich mit Umweltthemen aktiv auseinanderzusetzen", erklärt DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. Er überreichte heute den Förderbescheid über 280.000 Euro an den Vorsitzenden des LBV, Ludwig Sothmann.
Barrierefreiheit sei für Menschen mit Behinderung oft ein entscheidendes Hindernis, Bildungsangebote und Freizeitmöglichkeiten wahrnehmen zu können, betonte Brickwedde. In der neuen Umweltstation am Rothsee dagegen soll es keine unüberwindbaren Hürden geben. Die Themengebiete "Lebensraum Wasser", "Klima und Wetter" sowie "regenerative Energien" sollen für die Besucher auf vielen unterschiedlichen Wegen erlebbar gemacht werden. In einer Unterwasserbeobachtungsstation könnten Naturliebhaber der vielfältigen Seefauna durch große Panoramafenster auf den Grund gehen. Den natürlichen Lebensräumen nachempfundene Schauaquarien sollen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, Krebse, Muscheln und Fische nicht nur zu beobachten, sondern auch anzufassen. Das Klimadeck der Wetterstation lade junge Forscher zum Experimentieren mit der Wind- und Sonnenkraft ein. Auf einer großen Sanddüne im Außengelände der Umweltstation sollen die Besucher zudem die typischen Tier- und Pflanzenarten des Sandes erkunden können.
Bei der Umsetzung des Vorhabens will der LBV Behinderteneinrichtungen und Heilpädagogen von Beginn an einbinden. Ob Paddeln mit dem Drachenboot auf dem Rothsee, Beobachten von Vögeln in freier Wildbahn oder Experimentieren mit dem Element Wasser - das komplette Angebot und Gelände der Umweltstation soll auf Menschen mit Behinderung abgestimmt werden. Führungen sollen zudem an das Lerntempo der Besuchergruppen angepasst werden. "Im Vordergrund steht nicht die Leistung, sondern der Spaß und die Freude an der Auseinandersetzung mit Umweltthemen", erklärt Klaus Hübner vom LBV. Neben eintägigen Besucherprogrammen werde es auch die Möglichkeit eines mehrtägigen Aufenthalts geben. Hierzu sollen in einer benachbarten heilpädagogischen Einrichtung Betten zur Verfügung gestellt werden.
Brickwedde zeigt sich von dem Projekt überzeugt: "Die Umweltstation ist nicht nur ein Paradebeispiel für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Durch das Einbinden behinderter Menschen werden neben den ökologischen auch wichtige soziale Aspekte berücksichtigt. Damit hat das Vorhaben Modellcharakter weit über die Region hinaus". Als Ausflugsziel zum Baden, Wandern und Radfahren in der Nähe der Städte Nürnberg, Erlangen und Fürth stelle der Rothsee einen Umweltbildungsstandort mit hoher Anziehungskraft dar: "So bietet das Projekt die Möglichkeit, viele Menschen für den Umwelt- und Naturschutz zu begeistern", betont Brickwedde. Die Einrichtung rechnet jährlich mit 20.000 Besuchern.
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