Wenig Gegenliebe für den Gesundheitsfonds
Köln (ots)
- Krankenkassen, die Einheitsbeitrag überschreiten, müssen mit Wechselwelle rechnen
Der zum 1. Januar 2009 in Kraft tretende Gesundheitsfonds stößt in der Bevölkerung zunehmend auf Skepsis. Nicht nur, dass die meisten GKV-Versicherten durch den von der Bundesregierung mittlerweile beschlossenen Einheitstarif von 15,5 Prozent in Zukunft teils deutlich höhere Beiträge zahlen müssen - jeder zweite (50%) befürchtet darüber hinaus ein weiter abnehmendes Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenversicherung. Aktuell lehnen 39 Prozent der GKV-Versicherten die Vereinheitlichung der Beitragssätze ab; im September waren dies erst 31 Prozent. Lediglich 16 Prozent bekunden Zustimmung zur Reform des GKV-Finanzierungssystems (September: 19%), 45 Prozent trauen sich hierzu noch kein abschließendes Urteil zu.
Dies zeigt die aktuelle Ausgabe der Studie "Markttracking Gesundheitsfonds" des Marktforschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG. Monatlich werden 1.000 GKV-Mitglieder zwischen 16 und 65 Jahren zu ihren Einstellungen zum Gesundheitsfonds und ihrer bereitschaft, die Krankenkasse zu wechseln, befragt.
Demnach sind aktuell 80 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten grundsätzlich über die Einführung des Gesundheitsfonds informiert (September: 74%; März: 53%). Allerdings ist nur gut der Hälfte der Versicherten (58%) bislang bekannt, dass die Kassen - je nach wirtschaftlicher Situation und in bestimmten Grenzen - Zuschläge auf den neuen Einheitsbeitrag erheben oder mögliche Überschüsse in Form von Prämien an ihre Mitglieder zurückzahlen können.
Derzeit rechnet jeder fünfte GKV-Versicherte (22%) mit zusätzlichen Beiträgen seiner Krankenkasse über den Einheitstarif hinaus. Am stärksten ist diese Befürchtung aktuell unter den Mitgliedern der AOKen ausgeprägt, gefolgt von den Betriebskrankenkassen (BBK), den Innungskrankenkassen (IKK) und den Ersatzkassen. 31 Prozent erwarten hingegen - nicht zuletzt aufgrund der oftmals deutlichen Erhöhung gegenüber dem jetzigen Beitragssatz - dass ihre Krankenkasse eine Prämie ausschütten wird. Im Falle der Erwirtschaftung von Überschüssen durch die gesetzlichen Krankenkassen bevorzugen knapp zwei Drittel der GKV-Mitglieder (63%) eine solche Prämienausschüttung, mehr als ein Drittel (37%) präferiert hingegen die Investition von Überschüssen in ein erweitertes Leistungsangebot.
Zusatzbeiträge erhöhen Wechselgefahren deutlich
Auf diejenigen Krankenkassen, die nach Einführung des Gesundheitsfonds von ihren Mitgliedern Zuschläge zum Einheitstarif verlangen (müssen) - während andere Kassen dies nicht tun oder ihren Mitgliedern sogar Prämien oder zusätzliche Leistungen bieten - könnte bereits im kommenden Jahr eine erhebliche Wechselwelle zurollen. Marktszenarien zeigen, dass die Wechselbereitschaft der Versicherten je nach Zuschlagshöhe bzw. finanzieller Benachteiligung beim drei- bis vierfachen der "natürlichen" Fluktuation von fünf Prozent liegt. Profitieren können hingegen Kassen, die Überschüsse in Form von Prämienzahlungen oder zusätzlichen Leistungen an ihre Versicherten weitergeben.
"Das Überschreiten des Einheitstarifs hat für die Versicherten besondere Signalwirkung und beflügelt die Wechselbereitschaft", erläutert Anja Schweitzer, Leiterin der HealthCare Marktforschung der psychonomics AG. "Gleichzeitig werden sich die Versicherten vor dem Hintergrund des mit dem Einheitstarif verbundenen Wegfalls größerer Preisunterschiede zwischen den Kassen, zukünftig stärker für deren Leistungs- und Servicedifferenzen interessieren", so die Prognose.
Die komplette 50-seitige Studie "Markttracking Gesundheitsfonds" (Ausgabe Oktober 2008) mit zahlreichen Differenzierungen nach Soziodemographie, Gesundheitszustand und Krankenkassenzugehörigkeit sowie für unterschiedliche Marktszenarien kann über die psychonomics AG bezogen werden. Die kommende Ausgabe der regelmäßigen Marktbeobachtung zu den Auswirkungen des Gesundheitsfonds erscheint Anfang Dezember 2008.
Weitere Studieninfo: www.psychonomics.de/tracking_gesundheitsfonds.pdf
Studienleitung: Anja Schweitzer (Leiterin psychonomics HealthCare) - Tel.: +49 (0)30 308 74 47-0 - E-Mail: anja.schweitzer@psychonomics.de
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