Vertrauen in die Finanzwelt wankt weiter
Köln (ots)
- Tiefpunkt der Krise scheint aber überwunden
Wenige Wochen nach dem bisherigen Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise bleibt das Vertrauen der Deutschen in die Finanzwirtschaft schwer beschädigt: Lediglich sieben Prozent der Bundesbürger vertrauen aktuell noch der Kreditwirtschaft, 70 Prozent äußern hingegen offenes Misstrauen. Auch die allgemeine wirtschaftliche Lage beurteilen 65 Prozent der Deutschen derzeit skeptisch. Gleichwohl zeigen sich auch Lichtblicke: So konnte der rapide Vertrauensverlust aufgrund des stabilisierenden Effekts nationaler wie internationaler ´Rettungsschirme´ zumindest gestoppt werden; zudem ist das Vertrauen der Kunden in ihre ´eigenen´ Banken und Versicherungen deutlich höher ausgeprägt als in die Finanzbranche insgesamt.
Dies zeigt der "YouGov TrustTracker" des Marktforschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG, der seit Zuspitzung der Finanzkrise regelmäßig das Vertrauen der Bundesbürger in die Finanzwelt und die allgemeine wirtschaftliche Situation erfasst. 1.000 Personen ab 18 Jahren werden täglich repräsentativ befragt.
Demnach liegt der Vertrauensindex für die Kreditwirtschaft aktuell bei minus 52 Punkten; der negative Höhepunkt wurde Mitte Oktober mit minus 62 Indexpunkten erreicht (Wertebereich von minus 100 bis plus 100 Indexpunkte). "Die erste Beruhigungsphase bleibt noch sehr instabil und könnte jederzeit wieder kippen", so die Einschätzung von Stefan Heinisch, Experte für Finanzmarktforschung bei der psychonomics AG.
Deutlich betroffen von der Vertrauenskrise ist auch die Versicherungsbranche in ihrer Funktion als Anbieter kapitalbildender Finanzprodukte. Hier liegt der Vertrauensindex für den Gesamtmarkt derzeit bei minus 39 Punkten (negativer Höchstwert der letzten Wochen: minus 46 Punkte). Und nachdem die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft immer spürbarer werden, bewegt sich auch das Vertrauen der Bundesbürger in die allgemeine Wirtschaftslage mit minus 47 TrustIndex-Punkten weiterhin stark im negativen Bereich (negativer Höchstwert: minus 58 Punkte).
Vertrauen in einzelne Anbieter deutlich höher als im Gesamtmarkt
Anders, und vergleichsweise positiver als für den Gesamtmarkt, stellt sich die aktuelle Situation für einzelne Anbieter der Finanzbranche dar: Im Bankensektor liegen die Vertrauensindizes einzelner Institute bei ihren eigenen Kunden durchweg noch im positiven Bereich, allerdings in Einzelfällen deutlich unter dem Anbieterdurchschnitt von plus 27 Indexpunkten. Vergleichsweise großes und mehrheitlich überdurchschnittliches Kundenvertrauen genießen derzeit Spardabanken, Deutsche Kreditbank, VR-Banken, ING-DiBa und die Sparkassen. Bei den Versicherern liegen aktuell die Debeka, HUK-Coburg, SparkassenVersicherung, Victoria, DEVK und R+V in punkto Kundenvertrauen über dem Anbieterdurchschnitt von plus 21 Indexpunkten. Insgesamt zeigt der "YouGov TrustTracker" erhebliche Vertrauensdifferenzen zwischen einzelnen Anbietern von mehr als dreißig Indexpunkten.
Kommunikation schafft Vertrauen
Deutliche Zusammenhänge bestehen derweil zwischen der Kommunikation der Anbieter und dem Kundenvertrauen: Banken und Versicherungen, die ihre Kunden auf ihrer Website, vor allem aber aktiv auf postalischem Wege oder per E-Mail zur Finanzkrise informiert haben, genießen ein signifikant größeres Kundenvertrauen. Allerdings wurde bisher erst ein Fünftel der Bankkunden von ihrer eigenen Bank proaktiv mit Informationen zur Finanzkrise versorgt, bei den Versicherten sind es mit neun Prozent sogar noch weniger.
"Es reicht nicht aus, das Verbrauchervertrauen zurück zu beschwören oder auf dessen ´natürliche´ Erholung zu hoffen. Vielmehr muss neues Vertrauen aus dem tiefen Tal heraus glaubwürdig und nachhaltig zurück erarbeitet werden. Insofern bietet die aktuelle Krise den Anbietern auch neue Chancen für die Entwicklung ihrer Kundenbeziehungen", so Heinisch.
Weitere Informationen zum regelmäßigen "YouGov TrustTracker" für den Finanzmarkt: www.psychonomics.de/trusttracker.pdf
Ansprechpartner: Stefan Heinisch - Tel.: +49 (0)221 42061-574 - E-Mail: stefan.heinisch@psychonomics.de - Internet: www.psychonomics.de
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