Der Müll, der Dampf und die Autoproduktion
Wie Ford Abfall aus Köln zur Fahrzeuglackierung nutzt
Köln (ots)
Wie man Müll sinnvoll verwerten kann, beweist eine Kooperation, die die Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln mbH (AVG) und die Ford-Werke AG für den Standort Köln-Niehl eingegangen sind. Ford bezieht Dampf von der zur AVG gehörenden Restmüllverbrennungsanlage (RMVA), der bei der thermischen Abfallverwertung erzeugt wird und über eine rund 800 Meter lange Rohrleitung auf das Ford-Werksgelände gelangt. Ford nutzt diese Wärmeenergie unter anderem für die Lackierung der in Köln-Niehl produzierten Modelle Fiesta und Puma. In der Lackierung eines Ford Fiesta/Puma steckt der Heizwert von rund 100 Kilogramm Abfall der Kölnerinnen und Kölner.
Ford hat im vergangenen Jahr am Standort Köln insgesamt 350.000 MWh Heizwärme bezogen, davon etwa 200.000 MWh von der RMVA. Der restliche Wärmebedarf wurde vom Kraftwerk Köln-Merkenich der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln AG (GEW) geliefert. Der größte Teil der Wärme, den Ford in Köln jährlich verbraucht, wird für die Beheizung der Werkhallen benötigt. Rund 20 Prozent (70.000 MWh) verwendet Ford in seinen Produktionsprozessen, vor allem für die Fahrzeug-Lackierung, bei der konstante Wärme unter anderem für drei Prozessschritte wichtig ist:
- Eine saubere Grundlage ist Voraussetzung für die glänzende Optik: Im Tauchentfettungsbecken werden die Rohkarosserien zunächst von Fetten und Metallspänen befreit. Die Emulsion in diesem 273 Kubikmeter fassenden Becken wird mit der von der RMVA gelieferten Wärme auf konstant 60 Grad Celsius gehalten.
- Die anschließende Phosphatierung der Rohkarosserien im Tauchbecken sorgt für die optimale Haftung der im nächsten Arbeitsgang anstehenden Tauchlackbeschichtung, aber auch für die optimale Haftung des Decklacks. Außerdem ist die Phosphatierung ein zusätzlicher Korrosionsschutz. Das 331 Kubikmeter große Tauch-Phosphatierungs-Becken wird mit der Wärme aus der RMVA auf konstant 52 Grad Celsius gehalten.
- Darüber hinaus wird mit der in der RMVA erzeugten Wärme die Zuluft in den Lackspritzkabinen auf 23 bis 24 Grad Celsius gehalten - bei einer Luftfeuchtigkeit von konstant 65 Prozent. Dies garantiert eine gleichbleibend hohe Lackqualität.
Im Werk Köln-Niehl wurden im Jahr 2000 fast 170.000 Fiesta und 24.000 Puma produziert, zusammen also über 190.000 Fahrzeuge. Bezogen auf diese Stückzahlen sind dies 19.000 t Abfall der Kölner Bürgerinnen und Bürger, aus dem die RMVA bei der thermischen Verwertung Dampf erzeugt und dem Kölner Ford-Werk für die Lackierung der Karosserien geliefert hat.
Ford hatte die benötigte Wärmeenergie in der Vergangenheit durch die Verbrennung vor allem von Kohle und Öl in eigenen Heizwerken erzeugt. Bereits in den 60er Jahren wurde jedoch ein Teil dieser nur begrenzt zur Verfügung stehenden Energieträger durch die energetische Verwertung der im Werk anfallenden Verpackungsmaterialien und Schlämme ersetzt, anstatt diese Abfälle - wie damals üblich - auf der Deponie enden zu lassen. Die Verpackungsmaterialien blieben im wesentlichen bei der Lieferung von Einbauteilen übrig, während die Schlämme aus unterschiedlichen Produktionsprozessen und aus der Abwasserbehandlung stammten.
In den folgenden Jahren hat Ford gemeinsam mit seinen Zulieferern ein standardisiertes und hocheffektives Bring- und Holsystem für Verpackungen entwickelt. Als Folge wurden die Einwegverpackungen nach und nach fast vollständig abgeschafft, so dass der Ford-eigenen Verbrennungsanlage bald schlicht "die Nahrung fehlte". Ebenso wurde im Zuge eines konsequenten Umweltschutzes die Menge der Schlämme drastisch vermindert; auch diese Anlage stellte ihren Betrieb letztlich ein.
Als dann 1998 die RMVA ihren Betrieb aufnahm, bot es sich für Ford an, die Abwärme aus der thermischen Abfallverwertung zu nutzen. Und zwar nicht zuletzt, weil Ford damit seiner seit jeher ernst genommenen Verantwortung für die Umwelt erneut gerecht werden konnte. Denn dank der Wärmelieferungen von der RMVA konnte Ford auch seine bis dahin noch bestehenden Heizwerke bis auf eine Stand-by-Anlage im Kesselhaus P 2 stilllegen. Für die Umwelt bedeutet das eine spürbare Entlastung: So werden seitdem jedes Jahr 76.000 t Kohle und 10.000 t Öl eingespart und die entsprechenden Emissionen vermieden.
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