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Kölnische Rundschau: Kommentar Kölnische Rundschau

Köln (ots)

Keine Schweigepflicht
JENS MEIFERT zu Behandlungsfehlern
Mit dem Krankenhaus ist es
wie mit der Deutschen
Bahn. Nicht jeder kennt das In
nenleben, aber fast jeder weiß
etwas dazu zu sagen. Meist ist
es nichts Gutes. Auch diesem
Umstand ist das Klischee zu
verdanken, dass man erst im
Krankenhaus so richtig krank
werde.
Das gestrige Outing von 17 an
erkannten Medizinern und Pfle
gern dürfte diesen Eindruck
eher bestätigen. Dennoch ist
der Schritt in die Öffentlichkeit
richtig. Vertrauen in die Ärzte
schaft wächst ja nicht dadurch,
dass man sich selbst als unfehl
bar hinstellt. Und eine weiße
Arbeitskluft segnet den, der sie
trägt, nicht automatisch mit
Unschuld. Dass auch Mediziner
nicht über den Dingen schwe
ben wird schon durch 40000
Fälle dokumentiert, die Jahr für
Jahr vor den Schiedsgerichten
der Ärztekammern verhandelt
werden. Wenn einige Verant
wortliche nun über ihr Versa
gen reden, so ist das durchaus
eine vertrauensbildende Maß
nahme.
Allerdings sollte von diesem
Schritt etwas mehr in Erin
nerung bleiben als das Boule
vard-gerechte Geständnis: "Ja,
ich habe eine Klemme verges
sen." Schlimme Fehler dieser
Art kommen 100 Mal im Jahr
vor. Viel zu viele, schon richtig,
aber die Zahl nimmt sich ver
schwindend aus im Vergleich
zu den in Kliniken erworbenen
Infektionen. So erkranken jedes
Jahr 500000 Menschen an
Krankenhauserregern. Jeder
zehnte Infekt wäre durch gründ
liche Desinfektion der Hände
vermeidbar. Dafür bedarf es
keines Aktionsprogramms. Da
für braucht es Sorgfalt und ge
wissenhafte Mitarbeiter. Bei
der Verabreichung von Medika
menten verhält es sich nicht
anders.
Im Klinikalltag aber ist es so,
dass immer weniger Ärzte
und Pflegekräfte immer mehr
Patienten betreuen müssen.
Und das in immer kürzerer
Zeit. Es ist erst wenige Wochen
her, dass die Kliniken in NRW
über den Zwang zu Stellenstrei
chungen klagten. Finanziell rin
gen sie längst nach Luft. Auch
das hätte die Gesundheitsmi
nisterin gestern sagen dürfen.
Es braucht hohe Standards, um
Fehler abzustellen. Aber die
kosten Geld.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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