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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: Kommentar zur SPD

Köln (ots)

Streit nur übertüncht
BERND STADELMANN, Berlin, zum SPD-Parteirat
Wer
immer da mit Eifer Ge
rüchte lanciert hat, Kurt
Beck komme als Kanzlerkandi
dat nicht mehr infrage, sieht
sich eines Besseren belehrt.
Oder eines Schlechteren, ganz
wie man will. Der SPD-Vorsit
zende hat die Partei zuerst in
Richtung links getrieben, und
danach auch in Richtung Linke
geöffnet - gegen beides gab es
Widerstände, beides ließen die
Genossen mit sich geschehen.
Jetzt wäre es nur konsequent,
den Pfälzer 2009 auch als
Kanzlerkandidaten in die Bun
destagswahl zu schicken. Er
steht oder fällt mit seiner Stra
tegie. Und die SPD mit ihm.
Der Parteirat hat den Grund
satzstreit zu übertünchen ver
sucht. Stille herrscht nach den
aufwühlenden Streitereien der
vergangenen Woche. Doch beigelegt ist der Konflikt damit
noch lange nicht. Die Sozialde
mokratie ringt um ihr Selbst
verständnis, um die Parteisee
le, zu der bisher - und dies im
merhin ein Jahrhundert lang -
die klare Trennung gegenüber
der äußersten Linken gehörte.
<$30> Initial über 2 Zeilen
<$19>D<$0>ahinter nur schnöde Partei
strategie zu sehen, die heu
te überholt ist und als lästiger
Ballast über Bord geworfen
werden kann, wäre fatal - aber
genau darum geht es. Denn
wird Becks Wortbruch in Hes
sen Wirklichkeit, sollte Andrea
Ypsilanti zur Tat schreiten und
sich mit Hilfe der Linken zur Mi
nisterpräsidentin wählen las
sen, dann wäre die alte SPD
tot. Dann könnten zwar Macht
gewinn und linke Mehrheiten
auch andernorts in greifbare
Nähe rücken, aber verloren gingen Glaubwürdigkeit, Vertrau
en und Verlässlichkeit.
<$30> Initial über 2 Zeilen
<$19>I<$0>n Scharen würden sich viele
Stammwähler abwenden, und
auch bei führenden Genossen
wäre mit Fluchtbewegungen zu
rechnen. Noch ist es nicht so
weit, Andrea Ypsilanti zögert of
fenbar, sie kann sich nicht si
cher sein, ob ihr die Fraktion
geschlossen folgt. "Sie hat für
sich noch gar nicht entschie
den", verkündete der Partei
ratsvorsitzende Klaus Möller.
Es war dies die beste Nach
richt. Das Werben um die FDP,
um eine stabile Mehrheit, be
hält Vorrang. Und selbst ein
große Koalition ist nicht ausge
schlossen. Ein Hauch von Ver
antwortung ist also noch vor
handen.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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