Kölnische Rundschau: Zur Artenschutzkonferenz
Köln (ots)
Begrenzt handlungsbereit
RAIMUND NEUSS Bonner Erfolgsmeldung: Zum Ende der Artenschutzkonferenz hat Umweltminister Sigmar Gabriel konkrete Ergebnisse aufgezählt. Die durch eine Finanzzusage von Bundeskanzlerin Merkel wesentlich geförderte Ausweisung von Regenwald-Schutzgebieten etwa und die zumindest grundsätzliche Einigung darauf, Biopiraterie zu bekämpfen und die Nutzung des Erbguts von Pflanzen und Tieren international zu regeln. So weit, so gut. Mit diesen Vereinbarungen hat die Konferenz das geleistet, was sie wohl konnte. Ob sie Erfolg haben werden, das hängt weniger vom guten Willen der Bundesregierung ab als vielmehr vom richtigen Verhalten derjenigen Regierungen von Entwicklungsländern, die künftig weitere massive Zahlungen aus der westlichen Welt erhalten sollen. Wesentlich stärker als die von Merkel initiierten Subventionen für Schutzgebiete könnten da künftige Lizenzzahlungen auf Gene aus dem Regenwald ins Gewicht fallen. Im Grunde wären solche Zahlungen nichts anderes als die Konzessionsabgaben, die diese Länder schon heute für die Nutzung anderer natürlicher Ressourcen erhalten - etwa Öl, Gas oder Erze. Ginge es nach diesen Geldern, dann müssten in Kongo, Nigeria oder Birma Milch und Honig fließen. Bekanntlich ist das Gegenteil der Fall, weil es dort an allem fehlt, was zur "good governance", zur redlichen und rechtsstaatlichen Verwaltung gehört. Welche Gewähr besteht da, dass mit den Gen-Gebühren besser verfahren wird als mit dem Erlös aus Bohr- und Schürfrechten? Ohne Reformen in den Empfängerländern bewirken die Bonner Beschlüsse wenig, so richtig sie im Prinzip auch sind. Versagt hat die Konferenz dagegen dort, wo es um das Agieren der Industrieländer selbst ging: bei der Fischerei. Überfischung bringt ganze Ökosysteme zum Kippen. Aber keine Regierung mutet den Betreibern der Fangflotten und den Verbrauchern Quoten zu, die wehtäten. Da glänzen wir lieber mit 500 Millionen Euro für den Wald. Das sind sechs Euro je Einwohner Deutschlands in vier Jahren. Also nichts, was wir wirklich spüren.
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