Kölnische Rundschau: zu Beck/Ampel
Köln (ots)
Neue Optionen
NORBERT WALLET, Berlin
Und nun: Hat sich im politischen Koordinatensystem etwas verändert, da sich SPD und FDP übers Wochenende zu Konvent und Parteitag zusammengefunden haben? Kommt darauf an. Darauf nämlich, was man unter Veränderung versteht.
Kurt Beck hat sich ein wenig Zeit erkauft. Er hat eine offensive, kämpferische Rede gehalten. Er hat damit einen gewissen Führungsanspruch untermauert. Es war vermutlich sogar der beste Beck, der sich dem Parteivolk bislang als Redner gezeigt hat - angriffslustig, nicht ohne Witz, ziemlich klar und ohne Weinerlichkeit. Gut, aber viel heißt das nicht. Nicht mehr. Beck hat schon so viel angerichtet, dass es schwer vorstellbar ist, er könne noch mal wie Phönix aus der Asche zum "Come-Beck" ansetzen.
Dennoch hat er mit seinem beherzten Auftritt seiner Partei einen Dienst erwiesen. Sie braucht nun keinen Schnellschuss in der Kandidaten-Frage vor der Sommerpause. Und dann kommt die Bayern-Wahl. Erleidet die CSU dort Schiffbruch, wird alles unübersichtlich. Für die SPD wäre das ein Erfolg.
Beck will sich auch in eigener Sache so lange wie möglich Optionen offen halten. Er hat ohne Widerstand der Partei die Öffnung zur FDP zur offiziellen Linie gemacht. Das ist wichtig, denn Beck glaubt, dass nur er - erfahren im Umgang mit den Liberalen - die Sozialdemokraten in ein Ampelbündnis führen könnte. Die FDP will das eigentlich nicht. Aber auch sie wird es nicht ungern sehen, dass sich da im Falle eines Falles eine weitere Tür zur Macht im Bund geöffnet hat.
Das ist die eigentliche Veränderung des Wochenendes: Es gibt mehr Möglichkeiten am Pokertisch. Alles unter der Voraussetzung, dass man der SPD die Abgrenzung zu den Linken wirklich glaubt. Das bleibt heikel, und dafür sorgt auch Gesine Schwan. Sie teilt aus. Gegen die Bürgerlichen, gegen die Linken. So will sie die SPD einen. Aber damit verbreitet sie im Moment alles andere als den Eindruck, sie wolle eine Kandidatin auch für Union und FDP sein.
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