Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur Wirtschaftskrise
Köln (ots)
Hiobsbotschaften
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Warnung der Regierung
Das lässt aufhorchen: Die Kanzlerin und ihr derzeit wichtigster Minister, Peer Steinbrück, bereiten zeitgleich die Bürger darauf vor, dass 2009 "schlechte Nachrichten" aus der Wirtschaft kommen. Dieser Vorgang ist einmalig: Ausgerechnet die beiden Politi ker, die in den ohnehin turbu lenten Zeiten seit der Lehman-<> Pleite für die Bürger buch^ stäblich zu den letzten Garan ten von Vertrauen geworden sind, tätigen derartig düstere Ankündigungen.
Sehr wahrscheinlich haben sich die beiden nicht einmal abgesprochen. Doch selbst wenn der Doppelschlag nur ei ne Kommunikationspanne war: Der Alarmruf wirft kein gutes Licht auf die Verursacher, ob wohl sie als Krisenmanager bis her doch überzeugt haben. Ihr Vorgehen entlarvt, dass sie of fenbar aus Angst vor den Wäh lern im bevorstehenden Super wahljahr mit ihren Prognosen an die Öffentlichkeit gegangen sind. Vor allem schielen sie auf die Bundestagswahl im Herbst. Sie fürchten, von den Bürgern abgestraft zu werden für die steigenden Arbeitslosenzahlen und all die anderen Hiobsbot schaften, die auf das Land mit Sicherheit noch zukommen.
Selbstverständlich erwarten die Menschen von ihren Politi kern, dass die nicht unange nehme Nachrichten verschwei gen. Regierungschefs sollten sich aber davor hüten, durch ei genes Zutun die Lage zu ver schlimmern. Katastrophen kön nen auch herbeigeredet wer den: Es steht so gut wie fest, dass das Exportgeschäft der deutschen Unternehmen in nächster Zeit leiden wird, weil die Weltkonjunktur wegbricht. Was das für den Exportwelt meister bedeutet, ist allen klar.
Der private Konsument - und der ist in Deutschland be sonders empfänglich für Kri sengerede - ist da die letzte Hoffnung: nicht nur für die Ein zelhändler. Noch spürt der Ver braucher die Krise nicht im Portemonnaie. Ihn vorzeitig zu verunsichern, das kann nicht im Interesse des Landes sein. Die Wähler sind wach: Sie wis sen, dass Ungemach kommen wird. Was sie jetzt schätzen, sind Politiker, die nicht Hiobs botschaften verbreiten, son dern mutig handeln.
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