Kölnische Rundschau: KOMMENTAR: Jetzt erst recht
RAIMUND NEUSSzum Klimaschutz
Köln (ots)
Klimaschutz in Zeiten der Rezession? Pünktlich zum Auftakt der Posener Weltklimakonferenz ist Bundeskanzlerin Angela Merkel unter Druck geraten. Gleich drei Ministerpräsidenten der Union - die Herren Seehofer, Wulff und Rüttgers - fordern, EU-weit die Zügel zu lockern, um Arbeitsplätze zu sichern: Mehr CO2 als geplant für mehr Wachstum, lautet die Logik, die an das Gebaren von Ländern wie China erinnert.
Nur können Schwellenländer, deren CO2-Ausstoß pro Kopf erheblich unter dem deutschen liegt, solche Kalkulationen mit etwas mehr Recht anstellen als deutsche Politiker. Auch in ihrem Fall - und noch mehr in unserem - aber ist das schlichte Ausspielen von wirtschaftlichen Interessen gegen die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen moralisch zweifelhaft. Und: Es ist auch ökonomisch verfehlt. Denn Klimaschutz ist für die Wirtschaft mehr als ein Kostenfaktor. Er ist ein Effizienz- und damit Wachstumsprogramm - oder kann es zumindest sein.
Wenn weniger CO2 pro Tonne Stahl, pro Kilometer Autofahrt oder pro Kilowattstunde Strom ausgestoßen wird, dann ist das ein Maßstab dafür, wie effizient Rohstoffe eingesetzt werden. Das mag bei einem Ölpreis von 50 Dollar weniger interessant sein als bei einem von 150 Dollar, aber wir sprechen beim Klimaschutz ja nicht über kurzfristige Spekulationen, sondern über langfristige Investitionsprogramme. Und auf lange Sicht werden wir sogar 150 Dollar noch als billig empfinden.
Helfen würde ein Klimarabatt kaum einer Branche - schon gar nicht der Autoindustrie, die selbst in Boomzeiten ihre Produkte nur mit Discoun^termethoden loswurde. Im Gegenteil: Klimaschutzziele motivieren die Autobauer endlich, sich neuen Antriebstechniken zuzuwenden. Nicht minder wichtig ist dieser Innovationsmotor für andere Industriezweige. So sollten sich die drei Ministerpräsidenten etwa für den Bau moderner Kraftwerke stark machen, die derzeit ausgerechnet von Umweltaktivisten blockiert werden. Also: Klimaschutz in Zeiten der Rezession? Ja, jetzt erst recht.
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