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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Christian Klar

Köln (ots)

Selbstbeschränkung
SANDRO SCHMIDT zur Freilassung von Christian Klar
Es gibt keine aktuellen Bilder.
Und es soll, glaubt man den
Ankündigungen von Christian
Klars Anwalt, nach dem Willen
des 56-Jährigen auch künftig
keine Fotos geben. Der 26 Jah
re lang inhaftierte frühere RAF-<>
Terrorist, der für einige der ab
scheulichsten Anschläge in der
Geschichte der Bundesrepublik
verantwortlich zeichnet, will
möglichst unspektakulär im Je
dermann-Alltag, in der Anony
mität untertauchen. Und das ist
gut so.
Kaum auszudenken, der bis
heute offenbar politisch kaum
belehrbare Schwerverbrecher
würde nun wochenlang durch
die Talkshows der Republik von
Beckmann über Maischberger
Kerner und Illner bis hin zu
Günther Jauchs Stern-TV gezo
gen. So, wie man im 19. Jahr
hundert auf dem Jahrmarkt ei
nen Tanzbären vorführte und
bestaunte oder ein exotisches
Tier. Unerträglich wäre dies vor
allem für die Angehörigen der
Opfer des von Klar zeitweise
angeführten RAF-Terrors.
Die öffentlich-rechtlichen Sen
der haben gottlob von vornehe
rein auf etwaige Auftritte des
56-Jährigen verzichtet. Höchst
wünschenswert wäre es, wenn
die kommerziellen Sender, die
Radiostationen, Magazine und
Tageszeitungen dieser Selbst
beschränkung folgten. Unsere
liberale, auch von den Prinzipi
en des Christentums geprägte
Rechtsordnung gewährt selbst
dem widerlichsten Täter die
Möglichkeit auf Umkehr, auf ei
ne zweite Chance, wenn er für
die Öffentlichkeit keine Gefahr
mehr darstellt. Nicht mittelal
terliche Rache, sondern eine
humanitäre Grundhaltung liegt
unserer Gesellschaftsordnung
zugrunde, prägt sie. Das unter
scheidet sie von Diktaturen, au
toritären Regimen oder kultu
rell anders geprägten Ländern
wie den islamischen Staaten.
Auf diese Werteordnung kön
nen wir stolz sein, auch wenn
die Konsequenzen manchmal
schwer erträglich scheinen.
Doch zugleich sollte uns un
ser Selbstwertgefühl signa^
li^sieren, dass wir mit einem die
sen Staat und seine Gesell
schaft verachtenden Menschen
wie Christian Klar nichts, aber
auch gar nicht zu tun haben
möchten - vor allem nicht als
Objekt von Sensationsgier in
den Medien

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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