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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zu den Aussichten für 2009

Köln (ots)

Die Nachrichtenlage ist schlecht. Ja, sie ist
furchtbar.
An der Schwelle zum neuen Jahr mehren sich die Stimmen derer, die 
erwarten, dass 2009 eines der wirtschaftlich schlimmsten Jahre seit 
dem Zweiten Weltkrieg wird. Es droht eine Abwärtsspirale mit
hunderttausenden zusätzlichen Arbeitslosen. Glaubt man all den 
Horrorprognosen, wird die heutige Silvesterfeier zu einer Art 
Abschlussparty der guten Zeit. 2008 war das Jahr, in dem in der 
Wirtschaft bislang Undenkbares Realität wurde. Und natürlich: 2009 
wird schwierig - die wirklich bösen Folgen der Finanzkrise werden 
sich in der realen Wirtschaft erst noch zeigen. Auch wenn die 
Menschen zuletzt vor dem Weihnachtsfest noch eine erstaunliche
Kauffreude zeigten - Umfragen, wonach 2009 jeder dritte 
Mittelständler Stellen abbauen will oder nahezu alle Branchen
niedrigere Umsatz- und Produktionszahlen erwarten, sorgen dafür, dass
die Zuversicht bei den Bürgern schwindet. Verlängerte Werksferien bei
vielen Autoherstellern wirken da wie Vorboten für düstere Zeiten am 
Stellenmarkt. Ja, es droht diesmal mehr als ein normaler zyklischer 
Abschwung. Dennoch ist Panik fehl am Platze. Ein Unternehmenslenker 
sagte kürzlich, er stochere beim Blick in die Zukunft derzeit im 
"totalen Nebel". Ein solches Eingeständnis ist letztlich 
konstruktiver als die Verbreitung immer neuer Erwartungen
apokalyptischer Art. Denn wie weit sich die Finanzkrise tatsächlich 
noch durch die Wirtschaft fressen wird, kann bislang niemand seriös 
abschätzen. Mehr Realismus, weniger Pessimismus ist angebracht.
Nach Bankenrettungspaketen, Milliarden-Garantien für Sparer
und einem ersten Konjunkturprogramm muss der Staat 2009 natürlich 
weiter gegenlenken. Doch Vorsicht: Trotz des globalen Wettlaufs um 
das dickste Konjunkturpaket und bei allen Forderungen von 
Verbandslobbyisten nach Steuererleichterungen darf die Regierung 
nicht hektisch und allzu generös werden. Die drastische 
Mehrwertsteuererhöhung vor zwei Jahren hat zu keinem Konsumknick
geführt. Umgekehrt lassen sich Bürger weniger von kurzfristigen 
Anreizen der Politik leiten - vielmehr sind ihre persönlichen 
Erwartungen über Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit beim Kauf 
etwa von Autos oder Couchgarnituren entscheidend. Und wo steht,
dass nicht doch ein Großteil möglicher Entlastungen auf
das Sparbuch wandert? Obendrein mündet jede laxe Haushaltspolitik von
heute in Steuererhöhungen von morgen. Vor uns liegt ein Jahr, in dem 
einerseits die Krise gemanagt werden muss, in dem aber andererseits 
auch Lehren aus ihr gezogen werden müssen. Die Chancen, dass ersteres
gelingt, stehen so schlecht gar nicht. Der Wirtschaftsstandort 
Deutschland ist in den vergangenen Jahren zukunftsfester geworden - 
ob auch krisenfest, muss sich jetzt erweisen. Die Tarifpolitik dieses
Jahrhunderts war bislang zurückhaltend, es gibt obendrein immer mehr 
innovative Firmen, die auf den Weltmärkten führend sind und die auch 
von einem flexibler gewordenen Arbeitsmarkt hierzulande profitieren. 
Das alles sind
gute Voraussetzungen dafür, dass die schlimmsten Prognosen 2009 nicht
wahr werden. Die Debatte darüber, wo gesundes Renditestreben aufhört 
und Gier anfängt, muss ideologiefrei geführt werden. Nicht
der Kapitalismus an sich hat uns diese Probleme eingebrockt, sondern 
einzig seine bösen Auswüchse. Es gilt nun, konkret nach den Ursachen 
zu fahnden und daraus Konsequenzen zu ziehen. Dann hätte diese Krise 
zumindest auf lange Sicht doch auch ihr Gutes.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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