Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Wehrbeauftragtenbericht
Köln (ots)
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THOMAS FRANKE zum Wehrbeauftragten-Bericht
Auf Missstände hinzuweisen ist Auftrag des Wehrbeauf tragten. Fehlende Ausrüstung, Mängel bei Unterkünften, Ver^ stöße von Vorgesetzten gegen über Rekruten, diese Punkte prägen seit je den Bericht. Das Problem der "Anwälte der Sol daten": die Politik reagiert zu oft mit Lippenbekenntnissen. Es schien ja so, als ob die Bun deswehr "im Großen und Gan zen" intakt sei. Und richtig ist natürlich, dass die Truppe letzt lich Mängel an Gebäuden eben so überleben wird wie Proble me mit "überbordender" Büro kratie.
Wirklich gravierend sind dage gen zwei Entwicklungen, die das Funktionieren der Armee direkt betreffen: Wenn für Aus landseinsätze nicht einmal ge nügend gepanzerte Fahrzeuge zum Üben zur Verfügung ste hen, ist das eine Schlamperei, die Leben kosten kann.
Zudem gab es seit Jahren - auch von den Wehrbeauf tragten - Warnungen vor zu großer Belastung der Truppe durch die Auslandseinsätze. Jetzt wird augenscheinlich, dass die Bundeswehr vor ei nem extremen Ärztemangel steht. Eh schon waren seit Jah ren reichlich Stellen unbesetzt geblieben. Nun setzte eine re gelrechte Flucht von Sanitätsof fizieren ins Zivilleben ein. Viele Jüngere wollen nicht mehr re gelmäßig die Belastung von monatelangen Einsätzen ertra gen, in denen sie in Baracken oder Zelten weit weg von der Familie Dienst tun müssen. Auch eine Reihe Piloten sind zuletzt der Truppe "von der Fahne" gegangen. Hier geht es auf Dauer um den Kern der Ein satzfähigkeit der Bundeswehr.
Es ist gut, dass der Wehrbeauf tragte Reinhard Robbe, sowie so Verfechter des deutlichen Wortes, hier den Finger auf die Wunde legt. Und für die Politik gilt es diesmal, schnell gegen zusteuern. Lippenbekenntnisse allein jedenfalls reichen hier nicht aus.
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