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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zu Iran

Köln (ots)

Es sind atemberaubende Bilder, die uns aus Teheran
erreichen - oder erreicht haben, denn das in Bedrängnis geratene 
Regime behindert derzeit die Berichte über die Protestbewegung, wo 
sie nur kann.
Die Bilder nehmen uns vor allem deshalb den Atem, weil sie Träume
nähren, von einer selbstbewussten islamischen Bürgergesellschaft, die
ihren Weg zur Demokratie findet. Es wäre ein gewaltiger Durchbruch. 
Auch wenn der Iran ein Sonderfall ist, weil er von einer schiitischen
Mehrheit bewohnt wird - eine demokratische Revolution
in Teheran hätte eine gewaltige Signalwirkung auch in die 
sunnitisch-islamische Welt. Aber so weit sind wir leider längst 
nicht. Noch geht es nicht um die Grundsatzfrage "Gottesstaat oder 
Zivilgesellschaft", es geht vorerst bei den Protesten nur um den 
Kampf für ein vielleicht deutlich gemäßigteres Regime.Zumal klar ist:
Der um seinen Wahlsieg kämpfende Mir Hussein Mussawi ist alles andere
als ein Demokrat im westlichen Sinne, sonst hätten ihn die Mullahs 
überhaupt nicht zur Wahl zugelassen. Doch er ist ein
Hoffnungsträger - vor allem verglichen mit dem Provokateur 
Ahmadinedschad. Und zumindest verändern diese gewaltigen Proteste
viel. Die Demonstranten nutzen geschickt das Internet und
neue Kommunikationstechnik. So ist das in der globalisierten
Welt: Alles ist öffentlich. Das ist eine gewaltige Ermutigung für
die Unterdrückten überall auf der Welt. Gegen diese freiheitlichen 
Einflüsse haben Gewaltregime auf Dauer keine Mittel mehr. Und 
zweitens: Eine freie und faire Wahl des Präsidenten ist eine Sache. 
Aber eine Gesellschaft, die freie Wahlen erstreitet, wird sich 
langfristig auch keine Bevormundung durch Religionsführer mehr 
gefallen lassen. Noch ist der Iran weit davon entfernt, setzt das 
Regime auf Härte gegenüber den Protesten. Aber im Kern steht die
Trennung von Religion und Politik auf der Tagesordnung. Ein
aufgeklärter, dialogfähiger Islam - das ist der eigentliche
Traum.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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