Kölnische Rundschau: zur Islamkonferenz
Köln (ots)
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble war gestern zum Abschluss der Islam-Konferenz regelrecht entspannt. Als habe es ihn selbst überrascht, dass es zumindest um die soziale Integration von Muslimen in Deutschland viel besser bestellt ist, als es die Schlagworte Islamismus, Fundamentalismus, Zwangsheirat, sogeannte Ehrenmorde oder Rütli-Schule annehmen lassen. Festzuhalten bleibt: Es ist gut, dass 45 Prozent der Muslime die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen - aber es sollten sich mehr darum bemühen. Es ist klasse, dass mehr als die Hälfte in einem deutschen (Sport-)Verein organisiert sind. Und es ist sensationell, dass 90 Prozent der muslimischen Mädchen an Klassenfahrten teilnehmen und sogar 93 Prozent am Schwimmunterricht. Ganz schön normal, das Leben als Muslim in Deutschland? Mag sein. Aber das Verdienst der von Schäuble maßgeblich angestoßenen Islamkonferenz ist das vermutlich nur zu allerletzt. So holperig der Anlauf zur Konferenz war, so zerstritten die Verbände und so groß die Zahl jener Organisationen sind, die aus gutem Grund besser nicht eingeladen wurden, so hat die Konferenz vor allem eins gezeigt: Es sind die muslimischen Verbände, die die Integration oftmals verkomplizieren - und gelegentlich sogar gezielt torpedieren. Ein politischer Islam aber darf in Deutschland keine Chance bekommen; sein Einfluss auf das religiöse Leben der Muslime sollte deshalb nicht auch noch gefördert werden, indem die Bundesregierung Dialog mit Verbänden führt, die ihn anstreben. Also ist die neue Bundesregierung - wie auch immer sie aussehen mag - aufgerufen, die Islamkonferenz in einem erweiterten Kreis fortzuführen. Denn die muslimische Gesellschaft in Deutschland ist facettenreicher als die Funktionärsgarde an Schäubles Rundem Tisch. Von ihnen repräsentiert fühlt sich die Mehrheit ohnehin nicht - und auch das gehört zur Normalität, zur Integration von Muslimen in Deutschland.
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