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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zur Union/Wahlprogramm

Köln (ots)

Um ihre Truppe kann man die Kanzlerin nicht beneiden.
Nur mit einem Kanzlerinnenmachtwort hatte die CDU-Chefin den 
Ministerpräsidenten aus dem Südwesten wieder eingefangen, der von 
einer höheren
Mehrwertsteuer schwadroniert hatte. Nun gut, das konnte noch als 
Betriebsunfall durchgehen, Günther Oettinger passiert es schon mal, 
dass er sich um Kopf und Kragen redet. Dass dann aber sein 
sachsen-anhaltinischer Kollege Wolfgang Böhmer ganz ähnlich ins Horn 
stößt und den Reichensteuersatz erhöhen will, ist ein Desaster für 
die Wahlkampfstrategen. Beängstigend daran ist, dass nicht einmal 
Bösartigkeit die Ursache war, vielmehr führte Achtlosigkeit hier 
Regie. Der Doppelfehler zeigt, wie verwundbar die Wahlstrategie der
Union beim Thema Staatsfinanzen ist. Selbst Wohlmeinende - das trifft
auf Böhmer wie auf Oettinger zu - können sich eben nicht vorstellen, 
wie der Haushalt ohne höhere Steuern zu sanieren ist. Ganz zu 
schweigen von einer Steuerentlastung im zweistelligen 
Milliardenbereich, von der die CSU, der Wirtschaftsflügel und die FDP
reden. Ganz fatal wäre es gewesen, wenn die Unionsschwestern den 
Wunsch aus Bayern erfüllt und ein konkretes Datum für die 
Steuerentlastung genannt hätten. Nun spricht das Programm der Union 
davon, dass die Entlastung "festes politisches Ziel" sei. Dabei 
wissen so gut wie alle, dass die korrekte Übersetzung für "festes 
politisches Ziel" nur "frommer Wunsch" heißt, also getrost abgehakt 
werden kann. Auch wenn das Wahlprogramm - die Union nennt es 
selbstbewusst Regierungsprogramm - von den allerwenigsten gelesen 
wird: Mit dem verpatzten Start hat die Union eine Chance vertan. Das 
Programm enthält nämlich interessante Signale. Dies gilt sowohl
für die Familienpolitik wie für die Aussage, dass Deutschland
ein Zuwanderungsland ist. Wenn es nach dem Drehbuch der Kanzlerin 
gegangen wäre, hätte sie darüber heute sprechen wollen. Statt dessen 
muss sie nun Krisenbewältigung betreiben.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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