Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur OECD-Studie
Köln (ots)
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RAIMUND NEUSSzur Kinderstudie
Vorweg gesagt: Wenn Kinder in Armut aufwachsen, ist das ein Skandal, und wenn Kinder nicht ihren Möglichkeiten entsprechend gefördert werden, dann ist das ebenfalls nicht hinzunehmen. Und jeder deutsche Politiker tut gut daran, darauf zu blicken, was andere westliche Industrieländer vielleicht besser machen.
Wenn also die OECD, Arbeitsgemeinschaft dieser Länder, die Lebensverhältnisse von Kindern vergleicht, nimmt man das Buch gespannt zur Hand. Die Pisa-Studien der OECD zum Bildungswesen haben ja einen immer noch spürbaren Reformdruck erzeugt. Die neue Kinderstudie ist aber nicht geeignet, ähnlich fundamentale Diskussionen anzuregen. Denn sie ist ja nicht wie Pisa durch eigene Erhebungen entstanden, sondern ist ein - an sich nützliches - Nachschlagewerk volkswirtschaftlicher Daten. Deren qualitative Aussagekraft sollte man nicht überschätzen.
<$19>W<$0>enn in Deutschland 16 Prozent der Haushalte mit Kindern weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens beziehen, in Ungarn aber nur knapp neun Prozent des dort viel geringeren Durchschnitts, leben ungarische Kinder deshalb besser? Wo liegen die Ursachen dieser Verteilung, und was können die Rezepte der OECD - Sach- statt Geldleistungen - daran ändern? Wenn andererseits Frankreich bei der materiellen Situation von Kindern viel stärker abschneidet als Deutschland, was erklärt die Jugendkrawalle in französischen Vorstädten? Und wenn Deutschland bei schulischen Mindestqualifikationen plötzlich weit vorn liegt, ist Pisa deshalb noch lange nicht Makulatur, sondern das zeigt nur die begrenzte Aussagekraft rein formaler Daten.
Leider trennen die OECD-Leute wie üblich im bilanzierenden Teil ihrer Studie auch nicht klar zwischen Empfehlungen, die sich aus dem Vergleich ihrer Daten ableiten lassen, und anderen Empfehlungen, die eher der eigenen politischen Ideenwelt zu entspringen scheinen und zum Teil - Kürzung der Familienförderung für nicht "Bedürftige" - in Deutschland auch an verfassungsrechtliche Grenzen stoßen.
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