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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur SPD

Köln (ots)

Eine Partei im Prozess
CLAUDIA LEPPING, Dresden,zur SPD
Opposition ist Mist? Nach sechs Stunden Debatte sagt ein junger 
Delegierter:
Es macht wieder Spaß, Sozialdemokrat zu sein. So einfach ist das 
also. Wie entfesselt
wirken die Delegierten in Dresden, wo die SPD endlich Tacheles reden 
lässt über all
die vermuteten und erwiesenen Ursachen, die die Partei in ihr Tal der
Tränen führen
konnte. Wie müssen sie sich von den reformgetriebenen Franz 
Müntefering und Frank-Walter
Steinmeier geknebelt gefühlt haben in all den Jahren des 
Mitregierens, in denen die
SPD offenbar ihre Seele verkaufte und für allzu viele nicht mehr 
wählbar war. In Dresden
wurde die enttäuschte Basis ihren Frust los; ihre Freude an der 
konzentrierten und
pointierten Debatte war schon fast rührend.
Doch der Mut zur Offenheit reicht zunächst nicht für ein 
Aufbruchsignal. Wie auch?
Denn <$0>Über dem Neuanfang in Stil- und Personalfragen schwebt 
allerdings nach wie
vor eine große Ratlosigkeit darüber, wie die Menschen wieder für die 
SPD begeistert
werden können. Wie die Partei zeigen kann, was ihr soziale 
Gerechtigkeit bedeutet.
Wie Wähler zurück gewonnen werden können, die dadurch in Angst und 
Verunsicherung
gerieten, dass die SPD HartzIV und die Rente mit 67 mitbeschloss. Wie
sie attraktiver
werden kann als die Linkspartei und eine ernstzunehmende Alternative 
zu Schwarz-Gelb.
Der neue SPD-Chef Sigmar Gabriel tut gut daran, demütig zu 
ergründen, was mit jenen
zu bewerkstelligen ist, die die SPD heute darstellen. Bei aller 
unverhohlenen Vorliebe
für einen reform-, oder realpolitischen Kurs kann er sich die Partei 
dazu nicht schnitzen.
Wohl aber muss er sie überzeugen, dass eine allzu starke Anbiederung 
an die Linke
in die Irre führt. Das dauert und kostet Nerven. Eine Partei im 
Prozess.
In einigen Jahren wohl erst wird er deshalb die wahre 
Herkulesaufgabe angehen
und wieder die Machtfrage stellen können: mit wem die SPD regieren 
soll. Das allerdings
wird ihm nur gelingen, wenn er den genetischen Defekt der SPD beheben
kann - wenn
er das tief verankerte Selbstverständnis ändern kann, eigentlich 
immer Opposition
zu sein, immer gegen die Herrschenden agieren zu müssen, unter denen 
Schwache unwillkürlich
leiden.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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