Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Flugzeuganschlag in den USA
Köln (ots)
Dramatischer Weckruf
F. DIEDERICHS, Washington,zum Flugzeuganschlag
Knapp an der Weihnachtskatastrophe vorbei. Das ist das Fazit des versuchten Terroranschlags auf einen mit fast 300 Menschen besetzten Airbus in den USA. Eine Attacke, die nur deshalb scheiterte, weil der Täter kurz vor der Landung in Detroit die an Bord geschmuggelten Explosivstoffe nicht fachgerecht zündete. So gab es lediglich ein Feuer, das Passagiere schnell löschen könnten.
Doch damit fangen die Fragen erst an. Wobei die wichtigste lautet: Wie konnte ein junger Mann mit bar bezahltem Einwegticket und arabisch klingendem Namen, dessen Kontakte zu islamischen Extremisten Berichten zufolge US-Diensten bekannt waren und dessen Vater sogar eine US-Botschaft gewarnt hatte, überhaupt an Bord kommen?
Die Passagierlisten aller Flüge in die USA werden vorab an die US-Heimatschutzbehörde mit ihren Datenbanken übermittelt. Doch erneut zeigt sich ein zu großes Loch im Netz, das potenzielle Terroristen rechtzeitig abfangen soll. Spätestens in Amsterdam hätte man dem Transitreisenden aus Afrika den Zutritt zur Maschine verweigern oder ihn allein schon wegen der zahlreichen verdächtigen Details seiner Buchung besonders unter die Lupe nehmen müssen. Warum dies nicht geschah, ist aufzuklären.
An dieses Versagen schließen sich weitere Fragen an: Wie zuverlässig sind die Sicherheitschecks wirklich, bei denen sich 90-jährige Großmütter im Rollstuhl Leibesvisitationen gefallen lassen müssen, aber am Körper oder im Handgepäck transportierte Explosivstoffe unentdeckt bleiben, weil die Technologie dafür nicht überall im Einsatz ist? Hier drängt sich der Eindruck auf, dass ein Teil der Kontrollen im Prinzip nur aufwändig inszeniertes Theater ist, um Handlungsstärke vorzutäuschen.
Natürlich wird es hundertprozentige Sicherheit nie geben können. Doch die jetzt aufgezeigten Lücken im Kontrollsystem sind von dramatischer Größe - und deshalb ein Weckruf, den Politiker in den USA und Europa nicht überhören dürfen.
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