Ein Kardinal und seine Verantwortung
Raimund Neuß zur Zukunft der Kölner Hochschule für Katholische Theologie
Köln (ots)
Die Kanzlerin weg und die Probleme gelöst? So einfach wird es nicht an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. Mal ganz abgesehen von den wohl zu erwartenden arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen: Man mag Ex-Kanzlerin Martina Köppen manches vorwerfen, aber nicht allein sie hat die Schwierigkeiten der Hochschule zu verantworten.
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki wehrt sich gegen den Begriff "Woelki-Hochschule". Sicher zu Recht, wenn damit gemeint sein sollte, dass er den Professoren sozusagen ihre Vorlesungen schreibe. Aber nicht ganz zu Recht, wenn es um seine Verantwortung für die Hochschule geht: Er ist der Vorsitzende des Stiftungsrates. Sein Erzbistum finanziert die Einrichtung. In der Debatte um die Auslegung des Preußischen Konkordats steht sein, des Erzbischofs, Recht in Frage, eine Hochschule zur Priesterausbildung zu betreiben.
Das gilt unabhängig davon, ob man die Hochschule nun für überflüssig hält - wie der Diözesanrat der Katholiken - oder aber ihre Weiterführung in Köln als klügste Entscheidung eines Kölner Erzbischofs seit der Translation der Heiligen Drei Könige ansieht. So oder so ist sie nun schon nach NRW-Hochschulrecht noch mindestens sechs Jahre lang zu betreiben.
Im Klartext: Das Erzbistum mag Versäumnisse bei der Finanzplanung sehen (die Köppen bestreiten wird), aber die Kanzlerin war Verwaltungschefin und nicht Fundraiserin. Sicher sollte eine Hochschule Drittmittel einwerben, aber ihr Etat wird trotzdem auch künftig im Wesentlichen vom Erzbistum zu finanzieren sein, und Woelki muss klar sagen, wie und auch zu Lasten welcher anderen Aufgaben.
Auch bei der Außendarstellung und der Kontaktpflege zum Wissenschaftsministerium ist noch Luft nach oben, aber die staatskirchenrechtlichen Fragen sind zwischen dem Heiligen Stuhl, vertreten durch die Nuntiatur in Berlin, und dem Land NRW zu klären. Das hat Woelki ja selbst gesagt, und dafür muss er sich bei der Nuntiatur einsetzen. Diese Aufgaben können ihm auch ein neuer Kanzler und eine zweifellos hochqualifizierte neue Stiftungs-Geschäftsführung nicht abnehmen.
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