Gewalt im Heiligen Land
Kommentar von Raimund Neuß zu den Hamas-Angriffen und der Reaktion Israels
Köln (ots)
Es ist entsetzlich. Ausgerechnet in einer Zeit, die in diesem Jahr den drei großen monotheistischen Religionen heilig ist - die Juden feiern Pessach, die Christen begehen die Kar- und Ostertage und die Muslime den Fastenmonat Ramadan -, eskaliert die Gewalt. Zusammenstöße auf dem Tempelberg, Raketen aus dem Libanon auf israelisches Gebiet, dann Israels Gegenschlag.
Zunächst dazu: Israel hat hart und dennoch erkennbar dosiert eingegriffen. Libanons Führung wiederum schreibt die Angriffe aus ihrem Gebiet auf Israel Palästinensern zu - auf den ersten Blick zu Recht, Urheber war wohl die Hamas, aber die hätte ohne Billigung der libanesischen Hisbollah-Miliz kaum tätig werden können. Einen neuen Libanon-Krieg zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah will aber keine Seite.
Das ist der einzige Lichtblick in einem Bild, das ansonsten düster ist, und zwar auch, was die innere Situation Israels angeht. Verteidigungsminister Yoav Galant, gerade jetzt ein entscheidend wichtiger Mann, agiert in einem Schwebezustand - Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Entlassung angekündigt, aber nicht vollzogen. Auslöser dieser gefährlichen Groteske war eine Justizreform, zu deren treibenden Kräften radikale Siedlervertreter gehörten. Die Reform ist jetzt auf Eis gelegt, dafür darf einer der Siedler-Minister nun eine Privatmiliz aufbauen.
So hält eine extremistische Minderheit das Land im Griff. Sie bringt die Stimmung auf dem Tempelberg zum Kochen, sie blockiert jeden Friedensansatz. Nicht nur der äußere Feind Iran, auch diese Extremisten gefährden Israels Sicherheit. Was für ein trauriges Pessach, was für ein trauriges Ostern, was für ein trauriger Ramadan.
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