Putins Lügen
Raimund Neuß zur Rede des Moskauer Präsidenten bei der Siegesparade
Köln (ots)
Jetzt also doch Krieg. Der russische Präsident Wladimir Putin hat seine Rede zum 9. Mai genutzt, um die bisherige Sprachregelung einer angeblichen militärischen Spezialoperation vom Tisch zu nehmen. Ja, es herrscht Krieg, Zehntausende Soldaten sind auf russischer wie auf ukrainischer Seite gefallen, und die Folgen dieses Krieges geraten auch für Putins Nomenklatura zur Zerreißprobe.
Putin redet sich mit der Behauptung heraus, andere würden den tatsächlich von ihm selbst entfesselten Krieg "gegen unser Vaterland" führen, und sie wollten Russland zerstören - welch eine Lüge. Sie passt gut zu den russischen Feiern des 9. Mai, die von Grund auf unwahrhaftig sind.
Als Tag des Sieges wird ein Tag gefeiert, der für große Teile Europas neue Unterjochung brachte. Das Gedenken beschränkt sich auf die Jahre von 1941 bis 1945, nicht auf die beiden Jahre zuvor, in denen die Massenmörder Hitler und Stalin gemeinsame Sache machten - zu Lasten von Polen und Balten.
Dabei könnte dieses Gedenken Völker verbinden. Schließlich hatten die Westalliierten den ausschlaggebenden Anteil am Sieg über Hitler, auch Stalin war auf ihre Hilfe angewiesen. Und ein großer Teil der Kämpfe und der deutschen Verbrechen fand in der Ukraine statt, bis zu acht Millionen ihrer Bewohner fielen den NS-Morden und dem Krieg zum Opfer. Bewohner jener Ukraine, die Putin zur Feier des Tages wieder mit Marschflugkörpern angreifen ließ.
Wann hört das endlich auf? Ein wenig Hoffnung könnte man paradoxerweise aus Putins Lügen schöpfen: Seine Erzählung über den angeblichen Krieg gegen Russland und die Verteidigung des Donbass ist geeignet, auch seine denkbare russische Niederlage als Sieg auszugeben.
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