Energiestudie 2012 - Ranking: Industriekonzerne wildern im Revier der Energieversorger
Vertrauensverlust der Versorger lässt Branchengrenzen verschwimmen (BILD)
Düsseldorf (ots)
Deutsche Verbraucher trauen den großen Energieversorgern nur einen geringen Beitrag zur Energiewende zu. Hintergrund ist ein dramatischer Vertrauensverlust der Versorger bei Energiekunden, die Angst um ihre zukünftige Versorgung haben. Für sie ist der Weg in eine atomfreie Zukunft bislang unklar. Stattdessen sehen die Deutschen insbesondere die Industrieunternehmen als Gestalter der Energiewende - und definieren völlig neue Regeln für den Energiemarkt.
Die Energiewende ist allgegenwärtig und bestimmt die aktuellen Diskussionen in Politik und Wirtschaft. Angesichts der enormen Marktveränderungen sind Energieversorger und Industrieunternehmen aktuell gleichermaßen besorgt: Wer wird profitieren, wer wird am Ende verlieren?
Energieversorger sind Verlierer der Energiewende.
Im Fall der großen Energieversorger ist diese Sorge absolut begründet. Ein aktuelles Ranking der Managementberatung Batten & Company zeigt: Die Verbraucher trauen den großen, deutschen Energieversorgern nur einen unterdurchschnittlichen Beitrag zur Energiewende zu. Die etablierten Player verlieren das Top Thema Energie an die Erneuerbaren, die lokalen Stadtwerke und die deutsche Industrie. Deutsche Kunden erwarten mehr Produkte und Beratung rund um Energieeffizienz. Deshalb müssen die etablierten Versorger ihre Angebotspolitik zukünftig massiv umstellen und zum Beispiel Hardware für das private Energiemanagement anbieten, was ca. 60% der Kunden erwarten.
Siemens, Bosch, Philips und VW vor RWE und E.ON.
Aus Sicht der Energieversorger erschreckend ist der Fakt, dass insbesondere Industrieunternehmen wie Siemens, Bosch, Philips oder Volkswagen für den Verbraucher in Energiefragen wesentlich glaubwürdiger wirken als z.B. RWE und E.ON. Deutsche Industriekonzerne können den Energiebereich deutlich konsequenter für sich besetzen, so dass die Branchengrenzen aus Kundensicht verschwimmen. Wenn die Energieversorger nicht gezielt und systematisch gegensteuern, werden sie Opfer dieser Entwicklung.
Gewaltiges Wachstumspotenzial für Industriekonzerne.
Tatsächlich können sich zukünftig bis zu 60% der deutschen Verbraucher vorstellen, ihren Strom auch von Unternehmen zu beziehen, die ursprünglich keine Energieversorger sind. Die Versorger laufen damit Gefahr, ihren direkten Kundenzugang zu verlieren und in die Produzentenrolle zurückgedrängt zu werden.
Björn Sander, Partner bei Batten & Company: "Industriekonzerne haben die Chance, die Regeln zur Marktbearbeitung im Energiemarkt ganz neu zu definieren - auch wenn sie zunächst außerhalb ihres Kerngeschäfts agieren. Doch wenn etablierte Industriemarken ihr gewaltiges Vertrauensguthaben nutzen, können sie geradezu spielerisch zusätzliche Kunden in einem komplett neuen Segment erschließen." Konzerne wie Bosch oder Philips besitzen schon heute die erforderlichen Schnittstellen in den Handel, um Strom als Produkt anzubieten.
Botschaften der Energiekonzerne zu wenig glaubwürdig.
Der Vertrauensvorsprung anderer Spieler birgt für die klassischen Energieversorger ein weiteres, geschäftswirksames Risiko: Sie laufen Gefahr, für den Verbraucher in zukünftigen Energiefragen keine Rolle mehr zu spielen. Für 70% der Verbraucher deckt die Kommunikation der Energieversorger aktuell nicht den persönlichen Informationsbedarf, jeder Zweite empfindet Botschaften und Inhalte als ähnlich und austauschbar. Das ist gerade jetzt fatal, wo die Verbraucher im Zuge der Energiewende nach Orientierung und Führung verlangen.
Björn Sander fordert: "Die vereinzelten "Aufklärungskampagnen" wirken verzweifelt. Sie sind unglaubwürdig und austauschbar. Die Kommunikation der Versorger muss sich auf einfache, nutzenorientierte und differenzierende Botschaften mit stärkerem Bezug zur Energiewende stützen."
Fraglich, ob Erneuerbare das Vertrauen nutzen können.
Die Firmen der erneuerbaren Energien stehen erwartungsgemäß an der Spitze des Rankings. Auf den ersten Blick können Unternehmen wie Solarworld und Enercon aus Verbrauchersicht den größten Beitrag zur Energiewende leisten. Das ist angesichts der angebotenen Produkte wenig überraschend. Allerdings lässt der Blick auf die bisherige Marktbearbeitung der Branche daran zweifeln, dass sie dieses Image nachhaltig für sich nutzen kann. Zu lange haben die Unternehmen es versäumt, die Marktbearbeitung zu professionalisieren, robuste Markenstärke aufzubauen und sich damit gegen die asiatische Konkurrenz abzusichern. Das zeigt die aktuelle Krise.
"Der Vertrauensvorschuss von den Konsumenten ist heute umso wertvoller. Die Branche hat die Chance, sich mit der richtigen Kommunikations- und Vertriebsstrategie aus der Krise zu manövrieren" meint Björn Sander.
Studiendesign Repräsentative Onlinebefragung von 505 deutschen Energiekunden im Mai 2012
Das Spotlight zur "Energiestudie 2012 - Kampf um den Homo Energeticus" inklusive Ranking der Gewinner und Verlierer finden Sie unter www.batten-company.com oder unter folgendem Link: http://bit.ly/MRB1WK
Pressekontakt:
Björn Sander
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