Komitee gegen den Vogelmord e. V.
Über eine Milliarde Zugvögel zum Abschuß freigegeben
Am Sonntag beginnt in Italien die Jagd auf Sing- und Zugvögel
Rom/Aachen (ots)
Millionen Zugvögeln droht beim Flug in den Süden in Italien erneut ein vorzeitiges Ende durch Fang oder Abschuß. Wie am Freitag das Komitee gegen den Vogelmord in Aachen mitteilte, darf von kommenden Sonntag an jeder der 700.000 Jäger zwischen Brenner und Sizilien 30 Singvögel pro Tag erlegen. "Bei 55 Jagdtagen macht dies theoretisch über eine Milliarde Zugvögel, weitaus mehr, als es weltweit überhaupt noch gibt," empört sich Eugen Tönnis vom Komitee gegen den Vogelmord.
Trotz der immer noch hohen Abschußkontingente sei es aber gelungen, so die Vogelschützer, den italienischen Behörden rechtzeitig vor Eröffnung der diesjährigen Jagdsaison einige entscheidende Verbesserungen abzuringen. So hätten sich bislang viele Regionen nicht mehr getraut, manche von der Europäischen Union geschützten Kleinvogelarten wie Finken, Stare und Sperlinge zur Jagd freizugeben, nachdem deutsche und italienische Vogelschützer dagegen erfolgreich vor Gericht geklagt hatten. Nach den Bestimmungen der europäischen Vogelschutzrichtlinie dürfen in Italien allerdings Lerchen, Drosseln und eine Vielzahl von Wat- und Wasservögeln auch weiterhin bejagt werden. Viele für den Vogelzug bedeutende Pässe in den Alpen und im Apennin seine unter Schutz gestellt worden. Die Zahl der Jäger gehe wegen der immer restriktiveren Bestimmungen deutlich zurück. Seit Inkrafttreten der Vogelschutzrichtlinie 1981 hätten fast zwei Millionen italienische Waidmänner ihre Flinte für immer an den Nagel gehängt.
Sorge bereiten den Vogelschützern professionelle Wilderer, die in den Bergen rings um den Gardasee Zehntausende illegale Fallen und Netze zur Jagd auf Rotkehlchen, Nachtigallen und andere Kleinvögel aufgestellt hätten. Auf die traditionelle "Polenta osei" - Maisbrei mit gegrillten Singvögeln - wolle man dort einfach immer noch nicht verzichten. Deutsche und italienische Vogelschützer wollen ab Ende September erneut die Fallen abbauen und gemeinsam mit Jagdaufsehern den Wilderern auflauern. Eine nicht ganz ungefährliche Arbeit, denn dabei sei man, so das Komitee gegen den Vogelmord, in der Vergangenheit regelmäßig von aufgebrachten Dorfbewohnern mit Knüppeln angegriffen und in Einzelfällen sogar beschossen worden. Doch die Vogelschützer wollen sich von der Gewaltbereitschaft der Jäger nicht abschrecken lassen. "Wenn der italienische Staat nicht dazu in der Lage ist, europäisches Naturschutzrecht umzusetzen, dann reisen wir eben mit unseren Zugvögeln und schützen sie, so gut wir eben können," so Eugen Tönnis.
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