vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
Anlässlich des Volksbegehrens zur Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 in Bayern: vbw: Optimierung des G 8 Gebot der Stunde - Brossardt: "Längere Schulzeit kein Indikator für Qualitätsgewinn"
München (ots)
Anlässlich des Starts des Volksbegehrens zur Wahlfreiheit zwischen einem acht- und neunjährigen Gymnasium in Bayern am 03.07.2014 erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.: "Eine Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium ist der falsche Weg. Das G 8 hat sich bewährt. Es gibt keine belastbaren Hinweise auf einen Qualitätsgewinn des Unterrichts bei längerer Schulzeit. Eine Wahlfreiheit würde in hohem Maße finanzielle und organisatorische Ressourcen in der Schulfamilie binden. Diese Ressourcen fehlen dann an anderer Stelle, beispielsweise bei der Weiterentwicklung der Real- und Mittelschulen."
Brossardt weiter: "Die weitere Optimierung des G 8 ist das Gebot der Stunde, nicht die Verunsicherung der Gymnasien durch nicht absehbare Veränderungsprozesse. Entscheidend für den Bildungserfolg ist nicht die Dauer der Schulzeit, sondern die Qualität des Unterrichts. Wir brauchen erstens den flächendeckenden Ausbau rhythmisierter Ganztagsangebote. Zweitens ist mehr individuelle Förderung nötig. Drittens sollten Seminare zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminare) sowie Wissenschaftspropädeutische Seminare (W-Seminare) verbessert werden. Und viertens müssen wir mehr zweisprachigen Unterricht gestalten."
Ein weiteres Jahr bis zum Abitur ist darüber hinaus ein Standortnachteil. In den wenigsten europäischen Ländern dauert die Schulzeit so lange. Das G 8 bringt hohen Bildungserfolg. Das zeigen Länder wie Finnland, Kanada oder Japan. Im aktuellen schulischen Leistungsvergleich PISA (Mathematik, Naturwissenschaften, Lesen) belegen sie Spitzenplätze. Brossardt betont: "Kürzere Schulzeit bedeutet nicht schlechtere Leistung, im Gegenteil. Das bestätigt auch der innerdeutsche Blick auf klassische G 8-Länder wie Sachsen und Thüringen, die beim jüngsten Schulleistungsvergleich des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) auf den vorderen Plätzen liegen."
Brossardt zieht abschließend Bilanz: "Das achtjährige Gymnasium hat seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Beim ersten Jahrgang dieser Schulform ist die Zahl der Schüler, die am Gymnasium scheitern, gesunken. Früher hielten nur 60 Prozent der Fünftklässler die vollen neun Jahre bis zum Abitur durch. Im ersten G 8-Jahrgang in Bayern waren es 72 Prozent."
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