Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 30. April 2000, 21.30 Uhr
Reportage am Sonntag
München (ots)
Im Namen des Volkes Von der Lust Prozesse zu beobachten
Reportage von Ralph Gladitz Redaktion: Thomas Morawski
Die Lust am fremden Schicksal, den menschlichen Abgründen, lässt das Interesse an Gerichtsverfahren ständig steigen. Im Fernsehen werden sie täglich nachgespielt. Die wirklich Interessierten gehen selbst ins Gericht, jeden Tag.
Prozesse beobachten, ein ungewöhnliches Hobby, und doch weit verbreitet. Meist sind es Rentner, die sich so einen geregelten Tagesablauf erhalten. Morgens die Säle abklappern, schauen was gespielt wird, die anderen Stammgänger treffen. "Beton-Gabi", eine besonders resolute Richterin, hat gar ihren eigenen Fanclub. "Spannender als jeder Krimi" - so die einhellige Meinung über das, was da vor ihnen in den Prozessen ausgebreitet wird. Für viele ist der Gang ins Gericht "wie eine Sucht".
Den Verdacht auf Sensationslust streiten die meisten ab, doch so gut wie jeder kann Details aus Vergewaltigungs- und Mordfällen beschreiben. "Wir müssen da drin sein", heißt es dann entschuldigend, "wir sind doch die Öffentlichkeit." Über die Beobachtung der Gerichtsgänger wird eine ungewohnte Innenansicht der Justiz-Strafverfolgung geboten. Was ist daran so faszinierend, wenn Straftäter vor den Kadi müssen? Wo liegt die Grenze zwischen Neugierde und Voyeurismus?
Die Reportage begleitet die Besucher-Szene am Land- und Amtsgericht Augsburg, dem Schauplatz vom Fall Nathalie, der Spendenaffäre und -aktuell- dem Sparkassen-Prozess.
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