Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 13. August 2000, 22.30 Uhr (VPS 22.29)
Der Schlüssel zum Paradies
München (ots)
Der Schlüssel zum Paradies Programmänderung Englischer Spielfilm von 1952 Mit Alec Guinness, Celia Johnson, Yvonne De Carlo, Charles Goldner u.a.
Seit seiner Kindheit hat Henry St. James nach dem Schlüssel zum Paradies auf Erden gesucht. Nun glaubt er, ihn gefunden zu haben. So wie sein Fährschiff zwischen Gibraltar und der nordafrikanischen Hafenstadt Ceuta hin und her pendelt, so pendelt Kapitän St. James zwischen zwei Gattinnen, charakterlich und äußerlich so entgegengesetzt wie die zwei Seelen in der Brust des schlauen Bigamisten. In Gibraltar erwartet den stockkonservativen korrekten Gentleman-Gatten die perfekte Hausfrau und Köchin Maud, in Afrika fiebert ihrem strahlenden Liebhaber und weltmännischem Elegant die temperamentvolle Schönheit Nita entgegen - ein Arrangement, das zusammen die ideale Ehepartnerin ergibt. Doch das Unglück naht, denn St. James hat eines nicht in Rechnung gestellt: die Unberechenbarkeit der Frau.
Der britische Charakterdarsteller (seit 1958 Sir) Alec Guinness, singulär auf Leinwand, auf Bühne und Bildschirm, ist tot. Der Oscar-Preisträger, am 2. April 1914 in Marylebone bei London geboren, erlag im Alter von 86 Jahren einem Krebsleiden. Damit gibt es das große Trio der illustren Shakespeare-Darsteller und Könige der britischen Leinwand - Alec Guinness, Laurence Olivier (1907-1989, zum "Sir" geschlagen 1947) und John Gielgud (1904-2000, 1947 zum Ritter geschlagen) - nicht mehr. Erst vor 2 Monaten hatte Guinness seinen Freund Gielgud kurz vor dessen Tod am 21. Mai besucht.
Im ersten Kapitel seiner 1985 erschienen Autobiografie "Blessings in Disguise" (Das Glück hinter der Maske) heißt es: "Ich wurde im Chaos geboren und versank darin für Jahre. Bis zu meinem 14. Lebensjahr hatte ich drei verschiedene Namen und lebte in ungefähr 30 verschiedenen Hotels, Pensionen und Wohnungen, die alle zum Zuhause erklärt wurden". Wie aus diesem "Guffe" oder "Stiven" schließlich einer der begnadetesten und wandlungsfähigsten Schauspieler und gar ein Sir wurde, beschreibt die Biografie, erklären kann sie das Phänomen Guinness nicht.
1934 spielt er nach dem Schauspielstudium seine erste, wenn auch winzig kleine Theaterrolle, nach zwei Jahren ist er schon festes Ensemblemitglied am berühmten "Old Vic Theater", erst 1947 kommt er zum Film, entdeckt von David Lean, der ihn in seinen beiden Charles-Dickens-Filmen "Geheimnisvolle Erbschaft" und "Oliver Twist" besetzt und später mit ihm auch für seine Großproduktionen "Die Brücke am Kwai", "Dr. Schiwago", "Lawrence von Arabien" und "Reise nach Indien" den idealen Protagonisten findet. Als "Mann mit den tausend Gesichtern" prägt Alec Guinness das Bild des englischen Films, die Kinokomödie hat ihm etliche Meisterwerke zu verdanken. Seine Wandlungsfähigkeit stellt er 1949 in der schwarzen Mordkomödie "Adel verpflichtet" (acht Rollen!) gründlich unter Beweis. In den folgenden Jahren entstehen jene komischen Spitzenfilme mit Guinness, in denen er sich als die "Inkarnation des ewigen Britentums" etabliert, so neben "Der Schlüssel zum Paradies", "Einmal Millionär sein", "Kapitän Seekrank", "Der Mann im weißen Anzug", "Ferien wie noch nie", und vor allem die Kriminalkomödie "Ladykillers", die allein ihn unsterblich hätte machen müssen. Das Fernsehen bietet ihm mit den Serien um den John-Le-Carre-Helden, den Geheimdienstchef Smiley, eine herausragende Rolle, auf der Leinwand ist er in den 90er Jahren u.a. als dämonisch undurchsichtiger Bürochef in der Kafka-Verfilmung von Steven Soderbergh zu bewundern.
Zu einem reichen Mann machen ihn sein Auftritt als weiser Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi in George Lucas "Star Wars"-Trilogie (1977-1982) - und das, obwohl Guinness sich dieser Rolle schämt und selbst für sein Ableben im dritten Kapitel sorgt, weil er "keine Lust mehr auf die fürchterlich banalen Texte hat": "Ich schrumpfe jedes Mal zusammen, wenn jemand mir gegenüber ,Star Wars' erwähnt". Guinness hatte Gewinnbeteiligung statt einer festen Gage ausgemacht.
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