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Mittwoch, 22.11.2000, 10.03 Uhr
Das Notizbuch
München (ots)
Darf Ophelia 60 sein? Eine Revue über Alte in der Kunst von Gabriele Knetsch
Kinohelden sind jung und schön, Opernhelden verkörpern die ewige Jugend, Ballettänzer gehören ab 40 zum alten Eisen. Gehört der Kult der Jugendlichkeit zur Illusion dazu, die Kunst den Menschen vermitteln will? Wird das, was hässlich und vom Verfall bedroht ist, konsequent aus dem öffentlichen Raum ausgeblendet? Ist es uns gar peinlich, Menschen auf der Bühne oder vor der Kamera zu sehen, deren Gesichter mit Falten überzogen sind? Gibt es etwas traurigeres als eine alternde Diva?
Heute scheint sich jedoch eine Trendwende abzuzeichnen. Während uns Werbung und Gesellschaft noch immer das Ideal der Jugend predigen, hat die Kunst inzwischen das Alter als absolutes Modethema entdeckt, Senioren-Stars werden plötzlich zu Publikumslieblingen, gerade weil sie alt sind. König Lear zeigt uns das Drama des alten Menschen auf der Bühne. Doch das Alter gewinnt heute eine neue Relevanz. Die Sendung "Alte in der Kunst" will über das neue Interesse am Alter reflektieren und eine sinnlich-lustvolle Revue mit den neuen alten Shooting-Stars bieten. Mit Compays Segundo und Ibrahim Ferrer, die mit Buena Vista Social Club einen Welthit landeten, mit dem "Young at Heart Chorus", einer amerikanischen Altentruppe, die mit einem Alten-Musical durch die Welt touren, mit Pina Bausch, die für ihr Tanztheater "Kontakthof" ausschließlich mit Darstellern über 65 arbeitet, mit Inge Keller, die in der neuen Reimann-Oper "Bernarda Albas Haus" die Starrolle der alten Maria Josefa spielt. Zu Wort kommen werden Starkritiker Joachim Kaiser und der Philosoph Wilhelm Vossenkuhl, die über die Darstellung des Alters in der Kunst reflektieren. Aber auch die Schattenseiten des Alters sollen nicht ausgeblendet werden: Was macht ein Tänzer, wenn er alt wird? Was eine Diva, die nicht mehr singen kann? Gabriele Knetsch führt durch diese lustvoll-sinnliche Alten-Revue.
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