Bayerisches Fernsehen
Dienstag, 06.02.2001, 22.35 Uhr
KOMPASS-Auslandsreportage: "Der Mann, den sie Bulldozer nennen"
München (ots)
Ariel Sharon hat beste Chancen Israels künftiger Regierungschef zu werden Von Thomas Hausner
Wenn am Wahlabend die Stimmen ausgezählt sind, dürfte einer völlig unabhängig von Gewinn oder Verlust zufrieden sein: Ariel Sharon. Der 73-Jährige ist das Zünglein an der Waage, was jede Regierungsbildung in Israel betrifft. Seit der Friedensprozess in Nahost sichtbar festgefahren ist, sehen Israelis aller Couleur ausgerechnet in Sharon die einzige Wahl. In einer Koalition der Nationalen Einheit mit der Arbeiterpartei dürfte der rechte Pragmatiker Regierungschef werden, ebenso in einer anderen rechnerischen Möglichkeit: einer Koalition mit den Rechts-außen-Parteien. Nichts geht ohne ihn. Das Portrait von Thomas Hausner zeichnet einen Mann, der eine tragische Inkarnation des jüdisch-arabischen Konflikts darstellt. Der Hardliner als Friedensengel, ein israelisches Paradox. Sharon äußert sich exklusiv im Bayerischen Fernsehen.
Kaum eine Biographie vereinigt in sich das Dilemma Israels so sehr wie der Lebenslauf Sharons: zerrissen zwischen Krieg und Frieden, eingezwängt von den unkalkulierbaren Risiken der Nahost-Politik und damit zum Pragmatismus verdammt.
Sharon ist Legende und Belastung zugleich, Kristallisationspunkt für Freund und Feind. Ariel Sharon polarisiert, ob er will oder nicht, er war immer höchst umstritten und pflegte dieses Image. Er wanderte vom Mitte-Links-Lager Israels zu den Rechten. Derzeit ist er, wenn auch als Verlegenheitskandidat, Chef des rechten Likud-Blockes. Nach dem Libanon-Desaster sah es schon so aus, als hätte der einst gefeierte Kriegsheld seine Karriere endgültig hinter sich. Als scheinbar machtloser Infrastrukturminister schuf er noch etliche neue jüdische Siedlungen inmitten der palästinensischen Gebiete in Gaza und der Westbank, das zu einem Zeitpunkt, als der Friede noch näher schien als heute.
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