Programm-Meldung: Bayern2Radio
München (ots)
Sendetermin: Samstag, 24. Februar 2001, 11.00-11.30 Uhr
Sendetermin: Das Notizbuch am Samstag
"Wir waren immer eine vergessene Ecke - Momentaufnahmen aus dem bayerisch-tschechischen Grenzgebiet"
von Justina Schreiber
"Wir waren immer eine vergessene Ecke", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Neureichenau im Landkreis Freyung-Grafenau. Der seit Jahrhunderten von den Herrschern übersehene Landstrich unterhalb des Dreisesselberges profitierte auch von der Grenzöffnung nach Tschechien nicht. Im Gegenteil: mittelständische Betriebe lassen nun drüben produzieren, tschechische Billigware überschwemmt den heimischen Markt. Wer es sich wie Ökobauer Willi Sitter leisten kann, versucht sich in Tschechien ein Standbein zu schaffen. Denn eines Tages wird auch Tschechien EU-Mitglied sein. Nicht nur die schwache Infrastruktur und die Arbeitslosenqote von zehn Prozent machen den Bewohnern des bayerischen Grenzgebietes Sorgen. Das südböhmische Atomkraftwerk Temelin ist nur 60 Kilometer weit entfernt. Im Falle eines Gaus würde die ohnehin vernachlässigte Region total verstrahlt. Die Bedrohung durch das Riesen-AKW, das ständig mit technischen Schwierigkeiten kämpft, bewirkte jedoch auch etwas Gutes. Denn eigentlich gibt es außer den wirtschaftlichen und offiziellen Kontakten (grenzüberschreitende Wanderwege, kultureller Austausch, Fußballspiele) kaum Beziehungen zwischen Bayern und Tschechen. Auf tschechischer Seite herrscht große Angst vor dem totalen Aufkauf durch die Deutschen, auf Seiten der Bayern herablassendes Desinteresse. Mittlerweile arbeiten jedoch Umweltschutzgruppen wie die Bischofsreuter "Initiative contra Temelin" eng mit tschechischen Naturschützern, wie den "Südböhmischen Müttern gegen Atomgefahr" zusammen.
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