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Der Fränkische Jedermann, Donnerstag (Fronleichnam)
14. Juni 2001, 15.06 - 16.00 Uhr
München (ots)
Der Fränkische Jedermann - Ursendung - (Nach Hugo von Hofmannsthal) Hörspielfassung von Fitzgerald Kusz
Der hartherzige Genussmensch "Jedermoo" wird durch jähen Tod mitten aus einem tätigen, erfolgreichen Leben gerissen. In der einen Stunde Aufschub, die er dem Tod abhandelt, kann er nicht einen einzigen seiner Freunde dazu überreden, ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten, und auch von seinen Reichtümern muss er sich endgültig trennen. Einzig sein "Gwissen" und sein "Glaum", zwei allegorische Figuren, die entsprechend seinem bisherigen Lebenswandel eher schwach und gebrechlich scheinen, sind ihm angesichts seines nahen Endes eine Stütze und retten ihn vor dem Teufel und der ewigen Verdammnis.
Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes, uraufgeführt 1911 durch Max Reinhardt in Berlin und seit 1920 alljährlich vor dem Salzburger Dom während der Festspiele aufgeführt, geht zurück auf das mittelalterliche englische Mysterienspiel "Everyman" aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Schon immer hat Fitzgerald Kusz die archetypische Geschichte des JEDERMANN gereizt. Alle seine Stücke waren bisher in ihrem Kern JEDERMANN-Stücke, insofern in ihnen "Menschen wie du und ich" auftraten, die fest im Alltag verankert waren. Mit seiner JEDERMANN-Bearbeitung geht er nun einen Schritt über seine bisherigen Stücke hinaus: An die Stelle des realistischen Alltagsdialogs eines Volksstücks tritt der "hohe Ton" des Mysterienspiels. Aus den Dialogen werden "Wechselreden". Kusz wollte die in seiner fränkischen Mundart steckende Poesie zum Klingen bringen. Der Dialekt entfaltet mit seiner archaischen Wucht eine dramatische Kraft, die das Hochdeutsche schon lang verloren hat: An des denkt mer nie: Allers gäiht derhii!
Redaktion: Rainer Lindenmann
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