Bayerisches Fernsehen
Achtung - Programmänderung zum Tod von Kurt
Hoffmann
Mittwoch, 27. Juni 2001
München (ots)
Kurt Hoffmann ist tot, am Montag, den 25. Juni, starb er nach langer Krankheit in München im Alter von 90 Jahren. Kurt Hoffmann, geboren am 12. November 1910, hatte das Filme-Machen im Blut, sein Vater war der renommierte Kameramann und Regisseur Carl Hoffmann, er verschaffte dem frischgebackenen Abiturienten ein Volontariat als dritter Hilfsregiss eur bei Eric Charells legendärer Tonfilmoperette "Der Kongreß tanzt" (1931). Weiteres Rüstzeug holte sich Hoffmann bei Reinhold Schünzel (Viktor und Viktoria) oder Heinz Rühmann (Lauter Lügen). Mit der Rühmann-Komödie "Paradies der Junggesellen" feierte der 29-Jährige einen gelungenen Regieeinstand. Schon in diesem ganz auf seinen Star zugeschnittenen Filmlustspiel zeigte er die Qualitäten, die ihn zum besten Komödienregisseur der deutschen Nachkriegszeit machen sollten: Sinn für das richtige Timing und die gelungene Pointe, exzellente Schauspielerführung und ein untrügliches Gespür für humoristische Zwischentöne und das Menschlich-Allzumenschliche. Die romantische Komödie "Ich denke oft an Piroschka" (1955) war der absolute Höhepunkt seiner Karriere: sie wurde nicht nur einer seiner größten Erfolge, sondern des deutschen Nachkriegsfilms der 50er und 60er Jahre überhaupt. Mit "Ich denke oft an Piroschka" begann auch die Zusammenarbeit von Liselotte Pulver mit Kurt Hoffmann. Er machte sie zum Star, sie machte seinen Film zum Triumph. Zum erstenmal hörte man in den deutschen Kinos das ansteckende und herzhafte Pulver-Lachen, das zu ihrem Markenzeichen wurde. Neunmal arbeitete das Team Hoffmann/ Pulver zusammen, so u.a. in "Heute heiratet mein Mann" (1956), "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (1956/57), in der "Spessart"-Trilogie und in den beiden Curt-Götz-Verfilmungen "Dr. med. Hiob Prätorius" (1964) und "Hokuspokus - oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden" (1965). 1971 nahm er mit "Der Kapitän" - sein Hauptdarsteller war einmal mehr Heinz Rühmann - seinen Abschied. Der nur mäßige Erfolg des Films hatte ihn zum Rückzug bewogen. Hoffmann war und blieb nur noch Privatmann.
Zu seinem Tod haben wir unser Programm geändert. Wir zeigen "Ich denke oft an Piroschka", d e n Kurt Hoffmann-Film überhaupt, eine Hommage zum Tod von Kurt Hoffmann von Antje Harries und den deutschen Dokumentarfilm" Humor ist eine ernste Sache" von Christian Bauer.
Ich denke oft an Piroschka 21.45 Uhr (VPS 21.44) Deutscher Spielfilm von 1955
Mit Liselotte Pulver, Gunnar Möller, Gustav Knuth, Vera Frydtberg
Regie: Kurt Hoffmann
Der deutsche Austauschstudent Andreas fährt auf einem Donaudampfer nach Ungarn. Auf der Reise verliebt er sich Hals über Kopf in die blonde Greta, die am Plattensee Urlaub machen will. Gemeinsam macht man in Budapest Station, doch ein allzu anhänglicher Zigeunerprimas verpatzt ihnen das Alleinsein zu zweit. Es bleibt beim Händchenhalten und dem Austausch von Adressen. Greta fährt an ihren Ferienort, Andreas in ein kleines Pusztadorf mit dem unaussprechlichen Namen Hódmezövásárhelykutasipuszta. Schon im Zug bekommt er einen Vorgeschmack ungarischer Gastfreundschaft. Ähnlich überschwänglich ist der Empfang auf dem Bahnhof, wo Stationsvorsteher Istvan Rasc seines Amtes waltet. Er hat eine 17-jährige Tochter namens Piroschka, die besser Deutsch versteht und spricht, als Andreas ahnt. Bald sind er und Piroschka unzertrennlich. Dass sich das Mädchen ernsthaft in ihn verliebt, nimmt Andreas nicht wahr, hat er doch seine Greta im Kopf.
Eines Tages kommt eine Postkarte vom Plattensee. Piroschka weiß instinktiv, dass dies Gefahr für ihre Liebe bedeutet. Als Andreas ihr eine kurze Reise ankündigt, folgt sie ihm heimlich.
Zum Tode von Kurt Hoffmann 23.35 Uhr
Eine Hommage von Antje Harries
Deutsche Dokumentation von 2001
Antje Harries befragt in ihrer Hommage u.a. den Produzenten Günther Rohrbach, den Regisseur Dominik Graf, dessen Vater Robert Graf in Hoffmanns grandioser Satire "Wir Wunderkinder" eine Hauptrolle spielte, und den Regisseur und Schauspieler Michael Verhoeven, der als 16-Jähriger in der Kästner-Verfilmung "Das fliegende Klassenzimmer" vor der Kamera stand, zu Werk und Stellenwert des großen alten Mannes der deutschen Kinokomödie, dessen Namen zwar manchem Kinogänger entfallen sein mag, dessen Komödien aber jeder kennt.
Humor ist eine ernste Sache 23.45 Uhr
Der Filmregisseur Kurt Hoffmann
Deutscher Dokumentarfilm von 1985
Den Privatmann Kurt Hoffmann aus der Reserve zu locken, ihn zu diesem Porträt zu überreden, war nicht leicht: "Ich habe nichts zu erzählen, wen interessieren schon diese alten Filme" meinte der Sohn des berühmten Kameramannes Carl Hoffmann bescheiden aber zu Unrecht. Christian Bauer besuchte Hoffmann 1985 in seinem Haus im Tessin, dort kam es auch zur Begegnung zwischen dem Regisseur und seiner Lieblingsschauspielerin Liselotte Pulver. In München erinnerte sich Heinz Rühmann an die Zeit, als er Kurt Hoffmann 1939 in "Paradies der Junggesellen" zum ersten Mal Regie führen ließ. Weitere Interviewpartner waren u.a. Gunnar Möller (Ich denke oft an Piroschka) und der Produzent Hans Abich ( Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull/ Wir Wunderkinder). Volker Schlöndorff machte sich Gedanken darüber, was der deutsche Film verloren hatte, als er Opas Kino für tot erklärte. Das Porträt, das Christian Bauer für das Bayerische Fernsehen zu Hoffmanns 75. Geburtstag drehte, blieb ein singuläres Ereignis. Es war das erste und das letzte Fernsehinterview, das Hoffmann nach seinem Rückzug aus dem Filmgeschäft gewährte.
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