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Dienstag, 3. - Donnerstag, 5. Juli 2001, 19.30 Uhr /
Forum der Wissenschaft
"Strahlender Fortschritt - Röntgen,
Kernkraft, Mobilfunk"
München (ots)
Autorinnen: Susanne Poelchau, Nortrud Semmler
Die Entdeckung der geheimnisvollen X-Strahlen durch Wilhelm Röntgen im Jahr 1895 eröffneten der Medizin völlig neue Wege. Die radioaktive, "weiche ", d. h. energiearme Gammastrahlung machte es möglich, durch Gewebe hindurch zu sehen. Für eines seiner ersten Bilder bat Röntgen seine Frau, ihre Hand auf eine Belichtungsplatte zu legen, während er 15 Minuten lang die Strahlen darauf richtete. Das Bild, das es noch gibt, zeigt nur die Knochen ihrer Hand und ihren Ehering. Noch immer wird nirgendwo so oft geröntgt wie in Deutschland und die Strahlenbelastung steigt trotz neuer Diagnosemethoden ständig. Mit der Entdeckung der Röntgen-Strahlen wurde der erste Schritt in Richtung Atomwaffen und später dann Kernkraftwerke gemacht. Kernkraftwerke geben, anders als Kernbrennstoffe, die unzugänglich sind, auch im normalen, voll funktionierenden Betrieb Alpha- und Beta-Strahlen ab. Anders als Gammastrahlen gehen diese zwar nicht durch die Haut, können aber über Luft, Wasser und Speisen aufgenommen werden. In Deutschland sind zur Zeit 19 Reaktoren am Netz. Bei der dritten und relativ neuen Strahlenquelle, mit der wir mittlerweile auch alle konfrontiert sind, handelt es sich um Mobilfunk. Handys, Sendemasten aber auch die digitalen Schnurlostelefone arbeiten mit gepulsten Mikrowellen bzw. niederfrequent gepulster Hochfrequenzen. Pro Sekunde wird 217 mal getaktet. Der Frequenzbereich beim E-Netz liegt bei 1,9 Gigahertz - das sind 1,9 Milliarden Schwingungen pro Sekunde. Dabei handelt es sich um nicht-ionisierende, elektromagnetische Strahlen, die sowohl thermische wie auch athermische Wirkungen haben. In Deutschland, aber auch in anderen Ländern, schießen zur Zeit Bürgerinitiativen, die dieser neuen Technik kritisch gegenüber stehen, wie Pilze aus dem Boden.
Teil 1 : Dienstag, 3.7.2001, 19.30 Uhr Röntgenstrahlung (von Susanne Poelchau)
Nirgendwo in Europa werden Patienten so häufig geröntgt wie in Deutschland. Und in den letzten Jahren ist die Belastung der Bürger durch Röntgenstrahlung trotz neuer Diagnosemethoden deutlich gestiegen. Es wird zu rasch und zu häufig geröntgt, kritisieren Strahlenschutzbeauftragte. Nutzen und Risiko müssten in jedem Einzelfall abgewogen werden, denn Röntgenstrahlen schädigen die Erbsubstanz, was zu Krebs führen kann. Außerdem seien Röntgengeräte in Arztpraxen und Krankenhäusern häufig veraltet, die Ärzte zum Teil nicht auf der Höhe der Technik. Noch in diesem Jahr sollen neue Verordnungen in Kraft treten, die mehr Licht ins Dunkel der Durchleuchtungspraxis bringen.
Teil 2: Mittwoch, 4. 7. 2001, 19.30 Uhr Krebs um Kernkraftwerke (von Nortrud Semmler)
Im Umkreis von Kernkraftwerken gibt es nicht mehr Krebs als anderswo - 1997 kam eine im Auftrag der Bundesregierung angefertigte Studie zu diesem Ergebnis. Die damalige Umweltministerin Merkel gab daraufhin bundesweit Entwarnung. Möglicherweise zu Unrecht! Ein Münchner Physiker, hat diese Studie neu unter die Lupe genommen und behauptet: Im Nahbereich von Kernkraftwerken gibt es für kleine Kinder ein erhöhtes Krebsrisiko. Und zwar speziell bei Kindern, die jünger als fünf Jahre sind. Denn Atomkraftwerke geben über den Schornstein und über das Kühlwasser radioaktive Substanzen wie Tritium und Strontium ab - und zwar Tag für Tag und im ganz normal funktionierenden Betrieb. In ihrer Reportage geht Nortrud Semmler u. a. dem Phänomen der sogenannten "Niedrigstrahlung" nach, die bis vor kurzem noch als ungefährlich galt.
Teil 3: Donnerstag, 5.7. 2001, 19.30 Uhr Macht Mobilfunk krank? (von Nortrud Semmler)
Das Handy - ein Traum! Sagen die einen, und freuen sich, dass weitere 40.000 Mobilfunkmasten die Löcher im Netz stopfen sollen. Andere empfinden das Ganze als Albtraum. Menschen, die in der Nähe solcher Masten leben, klagen über Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Depression, Herzflattern. Rinder in Ställen in der Nähe von Mobilfunkantennen bringen missgebildete Kälber zur Welt. Die Betreiber berufen sich drauf, dass sie unter den Grenzwerten bleiben. Die aber betreffen nur die thermische Strahlung und nicht die Frequenzen, die in der Lage sind, elektronische Kommunikations- oder Bordcomputer von Flugzeugen zu stören. Wer im Flieger das Handy nutzt, muss mit zwei Jahren Gefängnis rechnen. Nortrud Semmler geht u. a. der Frage nach, ob Maschinen wirklich sensibler reagieren als Menschen.
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