ARD: Über 20 Länder halten sich nicht an IOC-Vorgaben zur Dopingkontrolle
Sotschi (ots)
Mehrere Nationale Olympische Komitees verstoßen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi nach Recherchen der ARD-Olympiaredaktion gegen die Melde-Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees. Das IOC fordert bei den Spielen in Sotschi zum ersten Mal bei Olympischen Spielen, dass die Nationalen Olympischen Komitees jeden Tag ein Formular mit den Aufenthaltsangaben ihrer Athleten abgeben. Das Formular soll unangemeldete Dopingkontrollen erleichtern. Angegeben werden muss, wo die Sportler im Olympischen Dorf wohnen oder wo sie trainieren.
Nach Informationen der ARD geben mehrere Nationale Olympische Komitees dieses Formular aber nicht ab, obwohl dies in den Anti-Doping-Regeln der Olympischen Spiele von Sotschi vorgeschrieben ist. Der Medizinische Direktor des Internationalen Olympischen Komitees, Richard Budgett, räumte gegenüber der ARD-Olympiaredaktion ein, dass lediglich 69 Nationale Olympische Komitees das neue IOC-Formular abgeben, das für Dopingkontrollen über den Aufenthaltsort der Athleten Auskunft gibt. Demnach würden sich über 20 Länder nicht an die IOC-Vorschriften halten.
Darunter ist nach ARD-Informationen auch das deutsche NOK. Olav Spahl, der Anti-Doping-Beauftragte des Deutschen Olympischen Sportbundes bei den Spielen in Sotschi, bestätigte der ARD, dass die deutschen Athleten ihre Daten nur in das Internetsystem Adams eingeben und durch diese Angaben für Dopingkontrollen zur Verfügung stehen. Das IOC habe das genehmigt, obwohl die Regeln das nicht vorsehen. Und obwohl IOC-Direktor Richard Budgett in der ARD sagte: "Jedes Nationale Olympische Komitee muss uns alle Informationen geben."
Nach Informationen der ARD wurden die Verstöße der Nationalen Olympischen Komitees bisher nicht sanktioniert, obwohl das in den Anti-Doping-Regeln von Sotschi eindeutig festgeschrieben ist. Mehrere hochrangige Vertreter des Sports kritisierten die Handhabung des IOC und die fehlende Sanktionierung der Verbände. Die Vorsitzende der deutschen Nationalen Anti-Doping-Agentur, Andrea Gotzmann, sagte der ARD: "So sollte es eigentlich nicht sein. Das erstaunt mich auch, was Sie hier an Informationen bringen. Das wird sich die Welt-Anti-Doping-Agentur nicht lange ansehen, da bin ich mir sicher."
Der ehemalige Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur und IOC-Mitglied, Richard Pound, sagte in der ARD: "Ich hatte keine Ahnung, was hier wirklich passiert. Das IOC entscheidet hier über die Regeln, und wenn es nicht zufrieden ist mit der Umsetzung, dann sollten sie etwas unternehmen."
Anders Besseberg, Präsident der Internationalen Biathlon-Union, sagte in der ARD: "Es wundert mich, dass so viele die Daten nicht abgeben, obwohl das IOC das verlangt. Nach meiner Meinung muss das IOC hier reagieren."
Bereits bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking hatte fast die Hälfte der Nationalen Olympischen Komitees nicht den Meldevorgaben des Internationalen Olympischen Komitees entsprochen. Teilweise hatten Länder gar keine Informationen über den Aufenthaltsort ihrer Athleten abgegeben. Ein entsprechender Report nach den Spielen hatte zu großen Diskussionen über die Effektivität des Anti-Doping-Kampfes bei Olympischen Spielen geführt.
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