"Rudi Völler denkt ans Aufhören"
Interview in "Blickpunkt Sport" im
Bayerischen Fernsehen
München (ots)
48 Stunden nach der 1:5-Blamage der deutschen Nationalmannschaft gegen England im Münchner Olympiastadion gab Team-Chef Rudi Völler in der Sendung "Blickpunkt Sport" des Bayerischen Fernsehens (Montag, 3. September 2001, 21.45 Uhr) Gerd Rubenbauer sein erstes Fernseh-Interview nach dem Spiel. Dabei gab er zu erkennen, dass er im Fall eines Scheiterns bei der WM-Qualifikation als Team-Chef nicht im Amt bleiben werde. Es sei zwar toll, dasss Franz Beckenbauer ihn zum Bleiben aufgefordert habe:
"... aber man darf nicht vergessen, wenn wir die WM nicht schaffen, dann wäre der Druck auf den Trainer, auf mich, wenn ich denn weitermachen würde, riesengroß. Diese Hypothek zu haben, das wäre zu extrem. Das wäre dann kein guter Start und das hätte natürlich keinen Zweck." Völler stellte sogar in Frage, ob er auch bei einer WM-Qualifikation im Amt bleiben würde: "Grundsätzlich muss man sich das überlegen, ob man dann weitermacht. Aber ich lasse mir die Zeit, ich denke da kurzfristig."
Bei der Bewertung des Spiels nahm er die Mannschaft und einzelne Spieler in Schutz. Zwar habe der eine oder andere nicht die notwendige Form gebracht,"... aber wir sind nicht vier Tore schlechter als die Engländer. Wir können besser Fußball spielen." Völler räumte jedoch ein, dass die Mannschaft zu Recht verloren habe. Er lehnte es aber ab, einzelne Spieler zu kritisieren und für die Niederlage verantwortlich zu machen. "Wir haben als Kollektiv versagt. Da zähle ich mich auch dazu und den Michael Skibbe". Völler räumte ein, dass die Mannschaft mit der Drucksituation nicht fertig geworden sei. Das richtige Maß zwischen Druck und Lockerheit sei nicht da gewesen: "Wir lassen uns nicht beeindrucken, aber spucken trotzdem Gift und Galle. Das hat beides ein wenig gefehlt."
Dennoch dürfe man jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. "Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel gesagt: "Wir sind zuvor viel gelobt worden. Jetzt werden wir die Prügel einstecken. Da müssen wir durch." Zu den Äußerungen des nicht eingesetzten Oliver Bierhoff ("Völler ist mir eine Erklärung schuldig") sagte der Team-Chef: "Es ist schade, dass er nur an sich denkt. Aber ich bin keine Rechenschaft schuldig, ob ich ihn einsetze oder nicht."
Auch DFB-Vize-Präsident Franz Beckenbauer kam in einem Blickpunkt-Interview zu Wort. Er nannte Rudi Völler einen "Glücksfall" für die Nationalmannschaft. Man dürfe jetzt nicht alles in Frage stellen, was Völler geleistet habe. Eine mögliche Qualifikations-Runde gegen die Ukraine bezeichnete Beckenbauer als starke Aufgabe: "Es könnte durchaus sein, dass die WM nächstes Jahr ohne uns stattfindet, obwohl es für mich persönlich unvorstellbar ist."
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