IWF-Chef Köhler: Wirtschaftsindikatoren zeigen weiter nach unten
"Europäer sollen sich nicht auf amerikanische Erholung verlassen"
München (ots)
Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, wünscht sich von der europäischen Wirtschaft "mehr stimulierende Impulse" für die Weltwirtschaft. In einem Interview zur ARD-Sondersendung "Teurer Euro" bezeichnete er die Euro-Einführung als "Erfolgsgeschichte", die aber ohne weitere Strukturreformen zu verpuffen drohe.
Die Deutschen können dem Euro mit Zuversicht entgegen sehen, sagt Köhler, er weist aber zugleich auch auf die Risiken hin. Der ausbleibende Strukturwandel sei das Hauptdefizit der europäischen Wirtschaft. Auch hätten die Europäer die negativen Effekte der verlangsamten US-Konjunktur insgesamt unterschätzt. Klärungsbedarf sieht der IWF-Direktor auch in der politischen Ausrichtung Europas. Die Währungsintegration ohne Fundierung in einen Staat sei beispiellos in der Geschichte. Der ökonomischen Integration müsse nun eine politische Integration folgen, sagt Köhler.
Für das Frühjahr 2002 kündigte Köhler eine Besserung der US-Konjunktur an, mahnte aber: "Die Europäer sollen sich nicht darauf verlassen, dass sie wieder herausgezogen werden von der amerikanischen Erholung." Es gebe "immer noch mehr Indikatoren, die nach unten zeigen". Europa brauche mehr Wettbewerb. Beispielsweise müssten der Arbeits-, Energie- und Finanzmarkt dringend reformiert werden.
Seit Mai 2000 ist mit Horst Köhler erstmals ein Deutscher Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF). Köhler war als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium maßgeblich am Zustandekommen des Maastricht-Vertrages, der Grundlage des Euro, beteiligt. Den Chefredakteuren Sigmund Gottlieb (BR) und Wolfgang Kenntemich (MDR) gab Köhler, ein erstes ausführliches Interview im deutschen Fernsehen seit seinem Amtsantritt.
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