Bayerisches Fernsehen
Dienstag, 06. August 2002, 22.35 Uhr /
KOMPASS Auslandsreportage
München (ots)
Christliche Schwestern für alte Muslime in Algerien Film von Susanne Sterzenbach (Vom Südwestrundfunk)
"Hier bin ich nicht mehr ganz allein auf der Welt", sagt Tayeb, "und ich bekomme besseres Essen als jemals zuvor in meinem Leben." Sechzig alte, kranke, völlig mittellose Moslems, Männer und Frauen, werden in der ostalgerischen Stadt Annaba in einem christlichen Hospiz von den "Kleinen Schwestern der Armen" versorgt. Altersheime gibt es in der moslemischen Tradition kaum, weil es als schwere Sünde gilt, wenn eine Familie ihre Alten aufgibt. Deswegen ist die ganze Bevölkerung von Annaba den Schwestern dankbar, und unterhält das Hospiz mit Spenden. Sie haben "ihre" Christen verteidigt, als bewaffnete Islamisten sie in den 90er Jahren vertreiben wollten. Die Schwestern bewundern den tiefen Glauben ihrer moslemischen Schützlinge, sie tanzen mit ihnen zu maghrebinischen Klängen und haben gelernt, Couscous und Hammel zu kochen. Trotzdem ist es auch heute nicht einfach, über Christen in Algerien zu berichten. Sie haben Angst. Von den einst ca. 60.000 sind die meisten Anfang der 90er Jahre vor den Islamisten nach Europa geflohen. Ein paar Tausend sind noch im Land. Daß Augustinus, der bedeutendste Kirchenlehrer der Katholiken aus Algerien kommt, hilft den Christen vor Ort etwas aus ihrer Isolation. Denn ganz langsam entdecken die Algerier das Kultur-Erbe der christlich-römischen Vergangenheit Nordafrikas wieder. Auch wenn es noch lange nicht in das offizielle Geschichtsbild eines Landes paßt, dessen Staatsreligion der Islam ist.
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