In "ars poetica", der Sendereihe in BR-alpha: "Tod eines Kritikers" -
ein altes Projekt?
Überraschende Stellungnahme Martin Walsers zum
Streit um seinen jüngsten Roman
München (ots)
Donnerstag, 28. November 2002, 18.00 bis 18.30 Uhr, in BR-alpha
Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk hat der Schriftsteller Martin Walser deutlich gemacht, dass sein umstrittener und als antisemitisch bezeichneter Roman Tod eines Kritikers kein publizistischer Schnellschuss war, sondern ein sehr lange gereiftes Projekt - wenn auch mit aktuellem Bezug. Walser gibt in der halbstündigen Sendung "ars poetica" einen Einblick in seine Arbeitsunterlagen.
Über Jahrzehnte hinweg hat er sich in seinen über 50 Notizbüchern immer wieder mit dem Projekt beschäftigt, das schließlich in dem jüngsten Roman Tod eines Kritikers mündete. Martin Walser hat das, was er als Kampagne empfindet, nach eigener Aussage noch immer nicht überwunden.
"Das ist der reine Schlag" - diese Wendung ist aus den Notizbüchern von ihm wortwörtlich in den Roman übernommen worden. Allerdings wird sie von Walser als prophetisch verstanden, denn ein Schlag war für ihn auch der inszenierte "Krawall" um das Buch. "Der härteste Schlag ist der von Herrn Schirrmacher", dem FAZ-Herausgeber.
Indirekt gibt Walser aber auch zu, dass er den satirischen Roman über einen erfolglosen Schriftsteller, dem ein vermeintlicher Mord an einem Kritikerpapst angelastet wird, durchaus als Akt der Selbstbehauptung versteht. Walser gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Ich bin jeden Tag froh, dass ich das geschrieben habe. Dass ich nach dieser ganzen Zeit des Hinnehmens da einmal entgegnet habe. Und ich käme mir armselig vor, wenn ich es jetzt immer noch nicht geschrieben hätte. ... Jeden Tag bin ich froh darüber. Und trotzdem immunisiert mich das nicht gegen neue, ähnliche Erfahrungen."
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