Erstes Deutsches Fernsehen/ARD
Sonntag, 9. März 2003, 17.03 Uhr
ARD-Ratgeber: Geld & Börse
München (ots)
Moderation: Wolfgang Friedrich Redaktion: Carl Hermann Diekmann
Deutsche Lebensversicherer auf dem Prüfstand - die Hälfte wackelt
"ARD Ratgeber Geld & Börse" hat die Lage der deutschen Lebensversicherer, untersucht und kommt zu dem Ergebnis: Für rund die Hälfte der Unternehmen sieht es nicht gut aus. Derzeit hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin den Versicherungsunternehmen einen Stresstest verordnet. Das Szenario: Ein angenommener Kursverlust der Aktienbestände von 35% auf die Buchwerte in den Jahresabschlüssen 2002. Unternehmen, die dann den Verpflichtungen, die sie gegenüber den Versicherungsnehmern eingegangen sind, nicht mehr nachkommen können, fallen durch. Im Falle einer Unterdeckung müssen dem Amt Konzepte zur Sanierung vorgelegt werden. Abgabetermin für den Stresstest ist der 31. März. Dr. Marco Metzler von der Agentur Fitch-Ratings, London sagte dem "ARD Ratgeber Geld & Börse", es sei davon auszugehen, dass die Hälfte der Unternehmen den Stresstest des Bafin nicht bestehen werde. Hintergrund der Schieflage: große Aktienbestände in den Portfolios der Unternehmen und die Talfahrt an den Börsen. Als Folge ergeben sich hoheVerluste. Noch aber verhindert ein Bilanztrick erste Pleiten. Der Paragraf 341b Handelsgesetzbuch erlaubt den Versicherern, die Aktien vorübergehend mit höheren Werten in den Büchern auszuweisen. Es entstehen sogenannte stille Lasten. Für das abgelaufene Geschäftsjahr ergeben sich nach Schätzungen von Dr. Marco Metzler stille Lasten in Höhe von 40-50 Milliarden Euro. Und es sei davon auszugehen, dass diese stillen Lasten im Jahre 2003 komplett abgeschrieben werden müssen. Das sei für manche existenzbedrohend. Insgesamt zeichnet die Ratingagentur Fitch ein düsteres Bild. Zum ersten Mal wurden alle 106 deutschen Lebensversicherer, die Kapitallebensversicherungen anbieten, auf ihre Finanzstärke geprüft. Die Hälfte schneidet dabei mit "schwach" ab.
ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
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