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Programmänderung im Bayerischen Fernsehen zum Tod von Elia Kazan:
Mittwoch, 1. Oktober 2003, 21.45 Uhr
Bayerisches Fernsehen
Die Faust im Nacken
(On the Waterfront)
Spielfilm, USA 1954

München (ots)

Regie: Elia Kazan mit Marlon Brando, Karl Malden,
Lee. J. Coob, Eva Marie Saint, Rod Steiger, u.a.
Regisseur Elia Kazan ist tot. Am vergangenen Sonntag, dem 28.
September, starb der dreifache Oscar-Preisträger und Förderer von
Superstar Marlon Brando und der Legende James Dean drei Wochen nach
seinem 94. Geburtstag (am 7. September) in seinem Haus in New York.
"Die Faust im Nacken" Johnny Friendly (Lee J. Cobb) ist der
gefürchtete Boss der Hafenarbeitergewerkschaft von New York. Er hat
sich von ganz unten emporgearbeitet; jetzt beherrscht er mit einer
kleinen Clique ergebener Gefolgsleute die Docks. Niemand wagt es,
sich gegen ihn aufzulehnen. Die Arbeiter nehmen das System aus
Bestechung, Schikanen und Terror widerstandslos hin, um nicht ihre
Chancen bei der täglichen Arbeitsvergabe zu verspielen oder noch
Schlimmeres zu riskieren. Friendlys rechte Hand ist Charley Malloy
(Rod Steiger). Auch Charleys jüngerer Bruder Terry (Marlon Brando),
ein ehemaliger Boxer, arbeitet für den Boss. Eines Tages wird er
Zeuge des Mordes an dem jungen Joey Doyle. Wenig später lernt Terry
Joeys Schwester Edie (Eva Marie Saint) kennen, die zusammen mit Pater
Barry versucht, irgend jemanden zu finden, der den Mut hat, gegen
Joeys Mörder aufzutreten. Durch die Bekanntschaft mit ihr und dem
mutigen Pater begreift Terry, dass er durch sein Schweigen an Joeys
Tod mitschuldig ist. Er droht auszupacken. Ausgerechnet sein Bruder
Charley bekommt den Auftrag, Terry zur Räson zu bringen.
Elia Kazan erreichte bei seinem Sozialdrama "Die Faust im Nacken"
eine für damalige Hollywoodverhältnisse unerhörte Dichte an Realität,
Genauigkeit der Milieubeschreibung und Atmosphäre der Verlassenheit
und Bedrohung. Budd Schulberg hatte das Drehbuch nach einer
Artikelserie von Malcolm Johnson geschrieben, die die düsteren, von
Korruption und Terror geprägten Verhältnisse in den New Yorker Docks
anprangerte. Der Film wurde mit Oscars und anderen Preisen geradezu
überschüttet. Von den zwölf Oscar-Nominierungen wurden acht
wunderbare Oscar- Realität. Elia Kazan (beste Regie), Marlon Brando
(Hauptrolle), Budd Schulberg (Drehbuch), Produzent Sam Spiegel
(bester Film), um nur einige zu nennen, konnten sich feiern lassen.
Vielen US-Kritikern galt Kazan als bester Regisseur in der
Geschichte des amerikanischen Theaters und Films. Zu seinen
legendären Broadway-Inszenierungen gehörten "Tod eines
Handlungsreisenden" und "Die Katze auf dem heißen Blechdach". Der in
Konstantinopel geborene, griechischstämmige Filmemacher half als
Mitgründer des Actors Studios die Schauspielkunst zu revolutionieren.
Er war Anhänger des damals neu entwickelten Method Acting und machte
die von ihm geförderten Jungtalente Marlon Brando, James Dean und
Warren Beatty zu Stars. Die Filmfassung seiner Bühneninszenierung von
"Endstation Sehnsucht" machte Brando 1951 in der Rolle des virilen
Stanley Kowalski berühmt, einen Ruhm, den er mit "Viva Zapata" und
"Die Faust im Nacken" mehren sollte. Er schuf den Mythos James Dean
in "Jenseits von Eden" und führte Warren Beatty mit "Fieber im Blut"
an die Spitze. Schon 1947 gewann er für "Tabu der Gerechten", seine
filmische Auseinandersetzung mit dem Anti-Semitismus (Gregory Peck in
der Hauptrolle), seinen ersten Regie-Oscar. Seine zweite Auszeichnung
als bester Regisseur verlieh ihm die Amerikanische Filmakademie 1954
für "Die Faust im Nacken". Zu einem Eklat kam es, als Kazan 1999 für
sein Lebenswerk einen dritten Oscar erhielt. Viele Prominente im Saal
blieben sitzen und verweigerten dem alten Mann den Beifall, weil er
1952 vor dem McCarthy-Ausschuss für unamerikanische Umtriebe etliche
Namen seiner einstiger Genossen in der Kommunistischen Partei
preisgegeben hatte. Er weigerte sich auch Jahrzehnte später noch, das
zu bedauern.
Trotz aller Erfolge sah sich der Sohn griechischer Emigranten, der
sich sein Theaterstudium in New York unter anderem als Küchenjunge
finanziert hatte, als Außenseiter und wandte sich in den frühen 60er
Jahren persönlicheren Filmen zu. Das begann mit der Verfilmung seines
autobiografischen Romans "Die Unbezwingbaren" (America, America) und
führte über "Das Arrangement", ebenfalls nach einem eigenen Roman,
bis zu "Die Besucher", der Verfilmung eines Vietnam-
Veteranen-Schicksals nach einem Drehbuch seines Sohnes Chris. 1975
gab er seinen Abschied mit "Der letzte Tycoon", dem Charakterporträt
eines Film-Produzenten nach einem Roman von F. Scott Fitzgerald, mit
Robert De Niro, Robert Mitchum und Jeanne Moreau.
ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
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