Bayerisches Fernsehen
Donnerstag, 28. Juli 2005, 22.45 Uhr
KOMPASS
Auslandsreportage
Der fränkische Drachenflüsterer
Marktwirtschaft für chinas Bauern
München (ots)
Am Anfang ist es immer das Gleiche: Der Mann aus Deutschland erntet Unverständnis und Kopfschütteln. Da kommt er aus dem fernen Peking ins chinesische Hinterland, verspricht, den Menschen zu helfen - und schlägt dann vor, dass die verarmte Landbevölkerung Geld für ihr Trinkwasser zahlen soll. Und dass sie sich selbst um eine moderne Wasseranlage kümmern sollen. Und darum, dass sich das Ganze rechnet.
Der Kulmbacher Gerd Golbach ist eigentlich Entwicklungshelfer. Er geht in die ärmsten Gegenden Südwest-Chinas, dort wo die Menschen in kargen Bambushütten leben und wo ein Moskitonetz Luxus ist. In Dörfer, die keine Kanalisation und nur selten Stromversorgung haben. Es ist das andere China, jenseits der boomenden Ostküste und den Wirtschaftswunder-Städten Shanghai, Shenzen und Peking.
Golbachs Projekte werden finanziert von der deutschen und der chinesischen Regierung und nennen sich offiziell "Armutsbekämpfung". Tatsächlich ist es so was wie "Kapitalismus für Anfänger". Eigeninitiative, Gewinnorientierung, Rentabilität: Golbach und seine Mitarbeiter wollen die verarmten Bauern zu erfolgreichen Managern machen. Ein schwieriges Unterfangen, denn gerade in den unterentwickelten Regionen Chinas herrscht eine streng patriarchalische und zentralistische Denkweise. Gehandelt wird von oben nach unten. Wer unten ist, erwartet Weisungen und Wohltaten immer nur von oben. Golbach kämpft gegen dieses Denken und setzt dabei auf Überzeugung durch Erfolg: Wenn nach ein, zwei Jahren das selbst verwaltete Bewässerungssystem läuft, hat er gewonnen. Die Eigeninitiative bringt den Leuten Wohlstand und lehrt sie nebenbei Demokratie.
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