Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 3. September 2006, 22.15 Uhr
Reportage am Sonntag
Zahlungsunfähig
Wenn die Schuldenfalle zuschnappt
München (ots)
Günther Münzing hat wirklich Glück mit seinem Chef. Der merkte, dass sein Mitarbeiter immer stiller wurde, sich von den Kollegen zurückzog. Es kam zum Gespräch, und Münzing offenbarte sein Problem, ein ganz persönliches: die finanzielle Pleite. Der Facharbeiter hat sich mit dem Kauf einer Ost-Immobilie völlig verschuldet, ist auf einen vermeintlich guten Freund hineingefallen. Jetzt hat Münzing Verbraucher-Insolvenz angemeldet. Sie ist der letzte Ausweg aus der Schuldenfalle, in die im Zuge der Wirtschaftskrise immer mehr Menschen hineingeraten.
Barbara Schepanek schildert in ihrer Reportage das Schicksal mehrerer betroffener Familien. So begleitete sie auch Günther Münzing und seine Frau in den Tagen vor der Entscheidung für den Insolvenz-Antrag. Lange Jahre höchster Anspannung liegen hinter ihnen und ihren beiden Kindern. Die Misere sollte vor Nachbarn und Kollegen unbedingt verborgen bleiben. Existenzangst, Scham, Schuldgefühle - Münzings Verzweiflung wuchs bis hin zu Selbstmordgedanken. Dass er mit seinem Chef sprechen konnte, schließlich den Gang zur Schuldnerberatung antrat, rettete ihn und das Glück seiner Familie.
Es ist ein kleines, höchst bescheidenes Glück: Sechs Jahre lang muss Münzing jeden Cent über der Pfändungsgrenze abgeben und "Wohlverhalten" üben, wie es offiziell heißt, darf also keinen Ausgabefehler machen. Nach Ablauf der Frist wird die Restschuld erlassen. Das bedeutet sechs Jahre lang Leben an der Armutsgrenze - aber eben Leben, mit der Chance für einen neuen Anfang.
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