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Kundus-Opfer: Schwere Vorwürfe gegen Anwalt Popal Nouripour (B'90/Die Grünen): Agitation der übelsten Sorte Amnesty International: Popal schachert um Opferzahlen

Mainz (ots)

Mainz. Politiker, Anwälte und unabhängige
Regierungsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen den Bremer 
Rechtsanwalt Karim Popal. Der Deutsch-Afghane verhandelt derzeit mit 
dem Verteidigungsministerium über Entschädigungszahlungen für die 
Opfer des Luftangriffs bei Kundus. Nach Recherchen des 
ARD-Politikmagazins "Report Mainz" hat Popal bei Gesprächen in Kundus
den internationalen Truppen in Afghanistan willkürliche 
Tötungsaktionen unterstellt. Zudem gibt es Zweifel an Popals Zahlen 
zu Opfern und Mandanten. Dorfälteste in Kundus haben sich von dem 
Anwalt inzwischen distanziert.
Auf einem Video, das "Report Mainz" vorliegt, ist Popal im 
Gespräch mit Dorfältesten bei Kundus Mitte November zu sehen. Popal 
sagt wörtlich zum Vorgehen der europäischen und amerikanischen 
Truppen: "In verschiedenen Orten ist es so: Sie gehen in die Dörfer 
und töten Menschen, weil sie einen langen Bart tragen und sich wie 
die Taliban kleiden. In Afghanistan tragen viele Leute einen Bart und
tragen einen Turban." Omid Nouripour, Obmann von Bündnis 90/Die 
Grünen im Bundestagsuntersuchungsausschuss zur Kundus-Affäre, spricht
gegenüber "Report Mainz" von "Agitation der übelsten Sorte". Monika 
Lüke, Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, zeigt 
sich entsetzt: "Das hat überhaupt keine friedensstiftende Wirkung, 
sondern schürt ja eher die Auseinandersetzung." Lüke wirft dem Anwalt
zudem "Geschacher" um die Opferzahlen vor. Karim Popal kommt im 
Ergebnis auf 137 tote zivile Opfer. In Untersuchungen unabhängiger 
Regierungsorganisationen ist von niedrigeren Zahlen die Rede. Amnesty
International nennt 83 getötete Zivilisten. Die afghanische 
unabhängige Menschenrechtskommission (AIHRC) in Kabul führt in einem 
bisher unveröffentlichten Untersuchungsbericht, der "Report Mainz" 
vorliegt, 112 getötete Opfer auf.
Unterdessen gibt es Zweifel, ob Popal, wie er erklärt, tatsächlich
79 Mandanten hat und alle Hinterbliebenen vertritt. "Report Mainz" 
teilte er schriftlich mit: "Ich habe keine Mandanten, die ich nicht 
kenne oder die ich nicht kontaktiert habe." In einer E-Mail an das 
Verteidigungsministerium schreibt ein Berliner Anwalt, der mit Popal 
kooperierte, die Zusammenarbeit mit Popal aber inzwischen beendet 
hat, bisher sei es "nur zu einem direkten Zusammentreffen mit 
insgesamt 11 Angehörigen" gekommen. "Sämtliche Ihnen darüber hinaus 
vorliegenden Vollmachten wurden nicht in Anwesenheit der 
Rechtsanwälte ausgestellt und unterzeichnet." Eine Abgeordnete des 
Regionalparlaments Kundus bestätigte gegenüber "Report Mainz", dass 
sie für Popal Vollmachten eingeholt und als Aufwandsentschädigung 
auch Geld erhalten hat.
Inzwischen haben sich sechs Dorfälteste, die Angehörige bei dem 
Luftangriff verloren haben, von Karim Popal distanziert. Nach Angaben
der AIHRC haben sie einen Brief geschrieben, in dem sie klarstellen, 
dass sie Karim Popal nicht als Anwalt beauftragt haben. Vielmehr 
wollten sie die Entschädigung direkt von der Bundeswehr vor Ort 
erhalten. Der Direktor der AIHRC, Mohammad Musa Mahmodi, sagte 
"Report Mainz": "Was wir gehört haben und auch in dem Brief lesen, 
ist, dass die Leute sehr besorgt sind und dass sie die Entschädigung 
direkt haben möchten und nicht durch irgendeinen Vertreter."
Zitate gegen Quellenangabe frei.

Pressekontakt:

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel.:
06131/929-3351.

Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell

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