Das Wiener Leopold Museum zeigt Arbeiten von Egon Schiele und Horst Janssen - BILD
Wien (ots)
SCHIELE / JANSSEN Selbstinszenierung, Eros und Tod 5.03.2004 - 28.06.2004
Ich bin Mensch, ich liebe den Tod und liebe das Leben. Egon Schiele
Mutwillig geboren, sinnlos glücklich gelebt, um in maßloser Wut zu sterben. Horst Janssen
Das Wiener Leopold Museum zeigt in Zusammenarbeit mit dem Horst-Janssen-Museum in Oldenburg Arbeiten der beiden Jahrhundertkünstler Egon Schiele und Horst Janssen. Egon Schiele ist mit 35 Arbeiten aus der Sammlung Leopold vertreten, Horst Janssen mit 50 Zeichnungen und Aquarellen sowie den Radierzyklen "Hanno's Tod", "Totentanz" und "Bettina". Die Janssen-Exponate stammen aus dem Horst-Janssen-Museum, dem Leopold Museum und von zahlreichen privaten Leihgebern aus Deutschland.
Zwtl.: Konfrontation Schiele / Janssen
Gemeinsamkeiten
Der österreichische Expressionist Egon Schiele (1890-1918) und der norddeutsche Zeichenvirtuose Horst Janssen (1926-1995) kreisten in ihren Werken um drei zentrale Fragen: nach dem Eros, nach dem Tod und nach dem Selbst. Sie bearbeiteten diese existenziellen Themen in immer neuen Inszenierungen, die sie mit subtilen grafischen Mitteln ins Bild setzten.
Die drei Motive traten bei beiden sowohl gesondert als auch vermischt in Erscheinung, immer jedoch in schonungsloser Betrachtung, die dem Schrecken durch das Finden einer Form zu begegnen sucht.
Egon Schiele und Horst Janssen galten ihren Zeitgenossen als "Enfants terribles" und passten ins Künstlerbild des exzessiv erotomanischen Bürgerschrecks. Auch entsprachen ihre Werke nicht den stilistischen Erwartungen ihrer Zeit.
Unterschiede
So stark, wie diese Gemeinsamkeiten die beiden Künstler verbinden, treten die Unterschiede in der Konfrontation ihrer Arbeiten hervor. Schiele geht im Wien der Jahrhundertwende den Weg von Klimts Jugendstil zu seinem ganz eigenen Expressionismus. Horst Janssen pflegt als Einzelgänger der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Oldenburg seine intimen Dialoge mit den Meistergrafikern der Kunstgeschichte: mit Rembrandt etwa, Goya und Callot, mit Klee und den Surrealisten - und in seiner späteren Schaffensperiode mit Schiele und Kirchner. Hokusai begegnet in Janssens Radierungen den Comics der 70er Jahre; Pop und Pornographie bilden den zeitgenössischen Hintergrund.
Als souveräner Beherrscher des Zeichenstifts und der Radiernadel lässt Janssen seiner Hand kritzelnd freien Lauf, um sich gewagten Assoziationen hinzugeben. Schiele dagegen konzentriert sich auf das Ziehen der Linie und die Entfaltung ihrer Ausdruckskraft.
Egon Schieles Kunst ist karg und scharf im Zugriff auf ihre Motive, sie ist ernst, schonungslos der inneren Wahrheit zugewandt. Janssen begegnet dem Tod, dem Eros, seinem eigenen Spiegelbild und dem Entsetzen darüber mit barocker Heiterkeit und verspielter Burleske.
Zwtl.: Ausstellungsgestaltung
Die Werke Horst Janssens und Egon Schieles sind in dieser Ausstellung nicht streng chronologisch, stilistisch, nach Themenblöcken, Techniken oder Werkphasen geordnet. Sie wurden von Rudolf Leopold zu einer Folge komponiert, die dem Gefühl für ästhetische Wahrnehmung so sehr vertraut, wie die Künstler als Gestalter diesem gefolgt sind. Rhythmus der Formen, Musikalität der Farbklänge, Dramaturgie der Aufmerksamkeiten, Inszenierungen des Ähnlichen und Unähnlichen bilden eine zusätzliche Ebene, auf der man Schiele, Janssen und dem, was bei ihrer Konfrontation passiert, begegnen kann. Beider Werke geraten in ungewohnte Kontexte, strahlen aufeinander ab und zeigen in der Zusammenschau neue Dimensionen und Aspekte. Es entsteht ein Drittes, die Sequenz, der folgen kann, wer sich einlassen will.
Leihgeber: Horst-Janssen-Museum Oldenburg, Leopold Museum Wien sowie private Leihgeber Kuratoren: Claudia Breitkopf-Weinmann, Rudolf Leopold, Jutta Moster-Hoos Katalog: Egon Schiele und Horst Janssen. Selbstinszenierungen, Eros und Tod. Hrsg.: Stadt Oldenburg, anlässlich der Ausstellung im Leopold Museum in Wien (5. März bis 28. Juni 2004) und im Horst-Janssen-Museum Oldenburg (29. Oktober 2004 bis 20. Februar 2005), mit Beiträgen u.a. von Claudia Breitkopf-Weinmann, Rudolf Leopold und Jutta Moster-Hoos, Isensee Verlag, Oldenburg, 2004, 179 Seiten, Preis: Euro 18,50
Ausstellungsgestaltung: Rudolf Leopold Ausstellungsarchitektur: Angela Hareiter
Veranstaltungstermine (Führungen, Themenführungen, Vorträge, Lesungen und Konzerte) entnehmen Sie bitte unserer Website: http://www.leopoldmuseum.org
Fotomaterial finden Sie auf unserer Website in Druckqualität zum Downloaden: http://www.leopoldmuseum.org
Wir danken unseren Partnern: Horst-Janssen-Museum Oldenburg, KURIER, Ö1, Radio Stephansdom, W3.
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