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Bioengineering trifft auf Hepatitis B: Forschende entwickeln vielversprechende Wirkstoffkandidaten

Bioengineering trifft auf Hepatitis B: Forschende entwickeln vielversprechende Wirkstoffkandidaten
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Bioengineering trifft auf Hepatitis B: Forschende entwickeln vielversprechende Wirkstoffkandidaten

Eine Forschungsgruppe um die Virologin Ulrike Protzer entwickelte Antikörper als neuartige Wirkstoffkandidaten für die Behandlung einer chronischen Hepatitis B und Leberzellkarzinomen. In Studien an menschlichen Zellkulturen und einem Mausmodell für das Leberzellkarzinom konnten die Forschenden Hepatitis-B-Virus-positive Zellen abtöten und das Tumorwachstum verringern. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie wird die Gruppe diesen Ansatz für die klinische Anwendung weiterentwickeln und k linische Studien forcieren.

Menschen, die chronisch mit dem Hepatitis-B Virus-infiziert sind, leiden daran, dass sie keine ausreichend starke Immunreaktion entwickeln, die das Virus eliminiert. Weltweit sind rund 260 Millionen Menschen chronisch infiziert, das sind mehr als drei Prozent der Weltbevölkerung. Infolgedessen sterben jedes Jahr rund 880.000 Infizierte an einem Leberversagen oder einem Leberzellkarzinom. Die bisher zur Verfügung stehenden Therapien hemmen zwar die Vermehrung des Virus, heilen die chronische Infektion aber selten aus.

Dem Immunsystem unter die Arme greifen

Forschende des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München (TUM) suchen daher nach Möglichkeiten, um chronische Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus über eine Stimulation der körpereigenen Immunantwort zu heilen. Im Mittelpunkt ihrer jüngsten Studie stand eines der neuesten Werkzeuge aus der Immuntherapie: Bispezifische Antikörper, die mit T-Zellen interagieren und sie aktivieren. T-Zellen sind Blutzellen, die eine wichtige Rolle in unserem adaptiven Immunsystem spielen. Mithilfe der Antikörper können T-Zellen infizierte Zellen erkennen und abtöten. „Für unsere Studie haben wir dieses neue Werkzeug genutzt und an unsere Bedürfnisse angepasst“, sagt Oliver Quitt. „Ziel der von uns entwickelten Antikörper ist es, bei Personen mit einer chronischen Hepatitis-B-Infektion eine antivirale Immunität auszulösen.“

Neuer therapeutischer Wirkstoffkandidat

Erste Studien an Mäusen zeigten bereits vielversprechende Ergebnisse. „Unsere Antikörper konnten erfolgreich Immunzellen an die Leberzellen anlocken, die mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert sind. Dadurch werden die T-Zellen stimuliert, töten die Tumorzellen ab und verringern das Wachstum der Hepatitis-B-assoziierten Tumore“, erklärt Shanshan Luo.

Studienleiterin Ulrike Protzer sieht in diesen Ergebnissen großes Potenzial: „Unsere Studie zeigt, dass die Verabreichung von T-Zell-aktivierenden Antikörpern ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von chronischer Hepatitis B und Leberzellkarzinomen ist. Um diesen Ansatz voranzutreiben, haben wir kürzlich ein Forschungsabkommen mit dem Biotechnologieunternehmen SCG Cell Therapy abgeschlossen. Es ist unser Ziel, diese neuartige Technologie weiterzuentwickeln und ihren klinischen Einsatz zu ermöglichen.“

Zu den Personen

Ulrike Protzer ist Professorin für Virologie und leitet das Institut für Virologie, das zum Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München gehört. Oliver Quitt und Shanshan Luo führten diese Studie als Teil ihres Teams als Doktorand bzw. Postdoktorandin durch. Ulrike Protzer ist Mitglied des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und Sprecherin dessen „Thematic Translational Unit“ Hepatitis.

Originalpublikation

Quitt, Luo et al., 2021: T cell engager antibodies enable T cells to control HBV infection and to target HBsAg-positive hepatoma in mice. Journal of Hepatology, DOI: 10.1016/j.jhep.2021.06.022

Helmholtz Zentrum München

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Forschungszentrum die Mission, personalisierte medizinische Lösungen zur Prävention und Therapie umweltbedingter Krankheiten für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Es erforscht das Entstehen von Volkskrankheiten im Kontext von Umweltfaktoren, Lebensstil und individueller genetischer Disposition. Besonderen Fokus legt das Zentrum auf die Erforschung des Diabetes mellitus, Allergien und chronischer Lungenerkrankungen. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.500 Mitarbeitende und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands mit mehr als 43.000 Mitarbeitenden in 18 Forschungszentren.

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