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"ZDF-Mittagsmagazin" am 6. Dezember 2007
Kinderhilfe Direkt: "Kinder- und Jugendhilfesystem grundlegend umbauen"

Mainz (ots)

Angesichts der Mordfälle von Darry und Plauen hat
der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe Direkt, Georg 
Ehrmann, am 6. Dezember 2007 im "ZDF-Mittagsmagazin" einen 
grundlegenden Umbau des Kinder- und Jugendhilfesystems gefordert: 
"Wir haben ein System, das nicht mehr funktioniert. Wir haben in den 
letzten fünf Jahren die Mittel so heruntergefahren, dass eine 
aufsuchende, eine präventive Arbeit nicht mehr möglich ist. Wir 
lassen diese Eltern allein", sagte Ehrmann. Die Jugendämter griffen 
erst dann ein, wenn bereits Probleme vorliegen.
"Es gibt eine wachsende Zahl von vollkommen überforderten, 
erziehungsunfähigen Eltern, die nicht mehr in der Lage sind, ihr 
eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Wir haben sie 
gesellschaftlich abgekoppelt. Wir reden über eine Unterschicht, die 
seit mehreren Generationen schon in den sozialen Sicherungssystemen 
hängt", erklärte Ehrmann. Zwei Millionen Kinder in Deutschland lebten
in Haushalten mit Alkoholikern. Auf neue Suchterscheinungen - wie TV-
oder Internetsucht - habe man noch gar keine Antworten gefunden.
"Wir haben noch ein Jugendhilfe-System, das mit der Pädagogik der 
70er Jahre versucht, Lösungen zu erarbeiten." Stattdessen müsse man 
ein Jugendhilfesystem etablieren, das nach dem Grundsatz "fördern und
fordern" handele. Das System müsse qualitativ verbessert werden. "Und
da fehlt im Moment ganz klar der politische Wille, das zu tun", 
kritisierte Ehrmann.
Hinzu kämen auch Veränderungen in der Gesellschaft. Kinder würden 
demnach beispielsweise in Gerichtsurteilen immer häufiger als 
Lärmverursacher wahrgenommen. "Wir diskutieren über Kinder als 
fehlende Beitragszahler oder als Karrierehindernis. Kinder sind nicht
mehr Mittelpunkt unserer Gesellschaft. Es ist eigentlich immer ganz 
gut, wenn Kinder nicht da sind. Dann nehmen wir sie am liebsten wahr 
in der Gesellschaft", sagte Ehrmann.
Dadurch entstehe ein Klima, in dem es möglich sei, dass eine 
alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern in ein Dorf ziehe, erste 
Verwahrlosungserscheinungen festgestellt würden, aber keiner mehr 
hinschaue. "Und es fragt auch keiner: Kann ich helfen? Weil wir es 
verlernt haben hinzuschauen." Eine Bürgergesellschaft im Bereich 
Familie gebe es nicht mehr, sagte Ehrmann.
Mainz, 6. Dezember 2007
ZDF Pressestelle

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