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Mittwoch, 20. Februar 2008, 0.35 Uhr
Über den Tellerrand hinaus
Eine Kostprobe von Indien
Film von Peter Theisen Film von Peter Theisen

Mainz (ots)

Mittwoch, 20. Februar 2008, 0.35 Uhr
Über den Tellerrand hinaus
Eine Kostprobe von Indien
Film von Peter Theisen
Allein, nur mit seiner Kamera bewaffnet, begibt sich ZDF-Reporter 
und Videojournalist Peter Theisen auf die Reise. Sein Weg ist das 
Ziel: die Provinz Goa und die Metropole Bombay in Indien. Dort 
begegnet er Menschen, die ihn spontan zu sich nach Hause einladen und
ihm Einblicke in ihr Alltagsleben und die landestypische Kochkunst 
gewähren.
Goa ist mit einer Fläche von rund 3700 Quadratkilometern der 
kleinste Bundesstaat Indiens und einer der wohlhabendsten. Zwei 
Drittel der 1,5 Millionen Einwohner gehören dem Hinduismus an, rund 
27 Prozent sind Christen. In der Hauptstadt Panjim wagt Theisen erste
Annäherungsversuche an Einheimische. "Würden Sie mich bitte in Ihren 
Kochtopf schauen lassen?", fragt der Journalist wildfremde Menschen 
auf der Straße. Zunächst ohne Erfolg. Doch dann trifft Peter Theisen 
auf den Taxifahrer Bappa. Bereitwillig erzählt der 46-Jährige von 
seinem Leben und seiner Familie. Bappa liebt seinen Job als 
Taxifahrer, und er liebt den Kontakt zu Menschen aus der ganzen Welt.
Mit manchen Fahrgästen habe er Jahre später noch Briefkontakt, 
erzählt er stolz. Sein Auto hat Bappa nach den Namen seiner 
Großmutter und seiner Tochter benannt: "Laxmi Priya". Auf die Frage 
nach dem Blick in den Kochtopf, reagiert Bappa zunächst zögerlich: 
"Da muss ich erst meine Frau fragen." Doch dann geht alles sehr 
schnell. Bappas Familie empfängt den Fremden mit großer Herzlichkeit.
Wenige Tage später steht Peter Theisen rund 500 Kilometer entfernt
in Bombay, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Maharashtra und
zugleich der wichtigsten Hafenstadt des Subkontinents. Wieder 
versucht der Videojournalist, der ohne Kamerateam unterwegs ist und 
allein filmt, sein Glück im Taxi. Der erste Fahrer heißt Nur Alam, 
ist 26 Jahre alt und einer von rund anderthalb Millionen Muslimen in 
Bombay. Eigentlich kommt Nur Alam aus der nordindischen Provinz Uttar
Pradesh. Doch als einer von Millionen Wanderarbeitern ist er zum 
Geldverdienen in die Metropole gezogen. Sein Arbeitstag beginnt 
morgens um fünf Uhr und endet erst abends gegen 19 Uhr. Die 
20-Quadratmeter-Wohnung teilt sich der junge Mann mit elf anderen 
jungen Männern - alle versuchen in Bombay ihr Glück als Taxifahrer.
Der ausländische Journalist und der indische Taxifahrer. Man 
versteht sich gut und redet bald schon auch über Persönliches: 
"Frauen?! Na ja, Heiraten wär schon gut, aber dafür habe ich noch 
nicht genug Geld. Ich kann eine Frau und Kinder noch nicht ernähren",
erzählt Nur Alam. Dabei gehört der Taxifahrer schon zur unteren 
Mittelschicht, immerhin hat er ein Dach über dem Kopf. Den größten 
Teil seines kleinen Einkommens gibt er fürs Essen aus. Zum Kochen 
fehlt ihm meist die Zeit. Stattdessen trifft er sich mit Kollegen an 
einem der zahlreichen Imbiss-Stände der Stadt. Hier gibt es gebratene
Garnelen für 16 Rupien, das sind umgerechnet rund 30 Cent.
Nach dem Zwischenstopp in der Millionenmetropole kehrt Peter 
Theisen noch einmal zurück nach Panjim und zu Bappa. Seine Familie 
plant einen Ausflug zur Verwandtschaft auf dem Land und hat den 
Videojournalisten eingeladen, mitzukommen.
"Vor zehn Jahren habe ich hier in einer Schiffswerft gearbeitet", 
erzählt Bappa unterwegs. Als die Fabrik dicht machte, gründete er 
sein eigenes Unternehmen und stieg ins Taxigeschäft ein. Die Arbeit 
rechnet sich. Bappa verdient genug Geld, um sich und seine Familie zu
versorgen. Vor allem im Winter, wenn die Touristen aus dem Ausland 
kommen, hat Bappa ein gutes Auskommen.
Die Verwandtschaft wohnt in einem kleinen Dorf, etwa eine 
Autostunde von der Provinzhauptstadt entfernt. Das Haus ist riesig: 
200 Menschen leben hier unter einem Dach zusammen - eine typische 
indische Großfamilie. Die Familie ist nicht reich, sie gehört zur 
Mittelschicht. Aber sie hat genügend Land, um fast alles selbst 
anzubauen. Grundnahrungsmittel ist Reis, er wird gewaschen und dann 
zum Trocknen auf dem Boden ausgebreitet. Daneben pflegen die 
Familienmitglieder Bananen- und Kokosnussbäume und zahlreiche 
Gewürzpflanzen, zum Beispiel grünen Chili. Der gehört in jede 
goanische Fisch-Curry-Sauce, erfährt Kochtopfgucker Theisen: Dazu 
kommen geriebene Kokosnuss, Gelbwurzpulver, Tamarinde und Koriander, 
fein zermahlen mit dem Mörser. Und natürlich Fisch, paniert in 
Reismehl und dann kurz angebraten. Das Essen duftet im ganzen Haus, 
und der Gast aus Deutschland darf am Tisch der Familie Platz nehmen. 
Eine besondere Ehre und Ausdruck jener freundlichen und 
unvoreingenommenen Gastfreundschaft, der Peter Theisen auf seiner 
Reise "Über den Tellerrand hinaus" in Indien begegnet ist.

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
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